Von Adina, 22. März 2016

Eine Raupe für mehr Grün

Dresdner Start-Up "heimgruen" entwickelt umweltfreundliches Balkonkastensystem aus Müll

Man möge den stereotypen Ansatz bitte entschuldigen. Aber wenn drei junge Männer aus der Wissenschaft ihr Herzblut über das Gärtnern vergießen, interessiert uns das besonders. Noch dazu ist uns das Thema grundsätzlich sympathisch. Nicht nur weil wir der schmucken Begrünung von Gebäuden deutlich zustimmen, sondern auch, weil heimgruen eine umweltfreundliche Alternative auf den Plastik überfluteten Markt für Blumentöpfe und sonstige Pflanzutensilien wirft.

Interview mit heimgruen

Pünktlich vor Saisonstart verabreden wir uns in der heimgruen-Homebase im Dresdner Industriegelände. Zusammen mit ähnlich tickenden Unternehmern haben sich Mathias Röhm, Burkhard Adam und Sebastian Langer hier in einem „Co-Working-Space“ eingemietet. Wo früher Militär und Rüstungsindustrie saßen, steht heute ein schöpferisches Zentrum, in dem gefeiert, gegessen, gearbeitet und ausgestellt wird. Kreative Atmosphäre eben.

Interview

Mathias Röhm und Dr. Sebastian Langer im Gespräch mit Livona

Bei einem handgemachten Kaffee, der mich bis zum Abend wach hält, erfahren wir mehr über „heimgruen„. Wir lernen und staunen, dass Basilikum ein Indikator für Schadstoffe im Boden ist, weil er, wie eine Muschel, alles dankbar aus seiner Umgebung aufsaugt. „So erhalten wir Hinweise darauf, ob unser Material Lebensmittel-echt ist“, erklärt uns Mathias Röhm. Der 31-jährige Anlagenbauer und Wirtschaftsingenieur hat lange mit seinen Mitstreitern an einem umweltfreundlichen, vollkommen abbaubaren Balkonkastensystem auf Altpapierbasis getüftelt.

Balkonkasten bepflanzt

Abbaubares Balkonkastensystem aus Altpapier

Zünder war damals ein Zeitungsbericht über eine Firma, die fertig bepflanzte Balkonkästen im Internet vertreibt – in Plastikbehältern. Die Jungs adaptierten die Idee, allerdings mit einer umweltfreundlichen Alternative.

Den Roffstoff – das heißt das Altpapier – für ihren Balkonkasten „Raupe“ liefert ein Kartonagenhersteller aus der Region. Bearbeitet und neu in Form gebracht wird das Material in der Nähe von Stolpen in Sachsen: Damit möglichst viel in der Nähe passiert. Die Form macht die gepresste Raupe mit gängigen Übertöpfen für Balkonkästen kompatibel. Für freies Aufhängen eignen sich die Gefäße allerdings weniger. Da haben sie buchstäblich einen Durchhänger. Optimal stehen sie frei, auf dem eigens dafür in Chemnitz aus Lärchenholz gefertigten Untersetzer. Denn die Formgebung ist kein Zufall, sondern soll für eine ideale Wasserleitung und Belüftung sorgen.

Balkonkasten aus Altpapier, Detail

Nicht nur für eine Saison

Die Nutzung ist für eine Saison angedacht. Sind die Pflanzen abgestorben, kann die gesamte Raupe im Biomüll entsorgt werden. Die Gründer haben Kästen bei guter Pflege allerdings auch schon über mehrere Jahre gerettet.

An den Endkunden gelangen die Raupen über zwei Wege: Über den Onlineversand oder durch die Wahl eines lokalen Partners, der die Kästen auch ganz nach Wunsch bepflanzt und zur Abholung bereitstellt. Zum „Selbermachen“ werden die abbaubaren Balkonkästen mit vier Säckchen Erde, einer Tüte Bio-Dünger und Samen nach Wahl verschickt. Wir finden übrigens das Set „Pusteblume“ mit Löwenzahn-Samen besonders charmant. Eine eigene Pusteblumen-Farm – warum nicht?

Onlineversand Balkonkasten

Onlinemarktplatz für „Begrüner“

heimgruen geht noch weiter. Neben dem Produkt selbst, wollen die Gründer kleineren Unternehmen, für die der finanzielle Aufwand eines eigenen Shops zu groß ist, ein onlinebasiertes Marktplatzsystem anbieten. Vor allem Gärtnereien und Floristen, die sich so mit Käufern vor allem vor Ort vernetzen können, sollen sich angesprochen fühlen. heimgruen verbessert damit nicht nur den Vertriebsweg des eigenen Produkts, sondern sorgt auch dafür, das wieder mehr lokal – beim Händler vor Ort – gekauft wird.

Die Raupe von heimgruen gibt es in einer Länge von 40, 60, und 80 Zentimetern. Kostenpunkt: Ab 7 Euro für den Endkunden zzgl. Versand.
Für unseren Livona-Test hat uns heimgruen freundlicherweise ein Raupenset für Wildblumen überlassen. Dieser Tage werden wir den Kasten platzieren, beobachten und berichten.

8 Antworten auf Eine Raupe für mehr Grün

  1. Christin Lüken sagt:

    Sehr geehrte Erfinder,
    könnten Sie sich auch große Legosteine zum bauen von Tinyhäuser vorstellen?

    Mit freundlichen Grüßen

    Christin Lüken

  2. MarTina Armbruster sagt:

    Liebe Livono Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
    Ich habe nun rauf und runter in den verschiedensten http://www….. heimgruen… gestöbert aber nun wende ich mich etwas ratlos an Sie, Ich wohne in München und würde liebend gerne meine Sommerblumen und „schneckenungefährdeten“ Salat in die Pappblumenkästen von „heimgruen“ pflanzen, kann aber nirgends eine Bestelladresse oder einen Anbieter dafür in München finden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie mir diesbezüglich weiterhelfen können. Ich bin von der Idee der Jungs sehr begeistert.
    Liebe Grüße aus Bayern
    MarTina Armbruster

    • itti sagt:

      Liebe Martina,
      ich habe das gleiche versucht und habe leider auch keinen Shop und keine aktuelle Internetseite gefunden. Wenn ich Zeit finde, recherchiere ich noch einma genauer.

  3. Seitz Petra sagt:

    Der Blumenkasten wurde im BR Gartenzeit heute 12.04.21 vorgestellt. Wo oder wer verkauft diese?

    • itti sagt:

      Das ist eine gute Frage, „heimgrün“ können wir aktuell in Dresden nicht mehr finden. Vielleicht haben sie sich umorientiert. ?

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