Von Adina, 13. Februar 2018

Eben doch keine Nebensache – Problemfall Trinkröhrchen

Kleine Plastik-Trinkröhrchen verschmutzen in großem Stil die Umwelt! Um den Kritikern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ja, diese Aussage ist plakativ. So ein Röhrchen, was macht das schon? Trotzdem handelt es sich weder um Fake-News, noch um eine Ironie-Schlagzeile der Satireplattform ‚Der Postillon‘. Sie könnte es aber durchaus in die Rubrik „Auch das gibt’s“ schaffen. Denn diese Aussage entspricht einer Tatsache, die zwar das Kraut am Ende nicht fett macht, aber symptomatisch und äußerst anschaulich den Fluch unserer Wegwerfgesellschaft demonstriert.

So sieht’s aus: Etwa 500 Millionen Trinkhalme aus Plastik verwenden die Amerikaner täglich. In Deutschland sind es reichlich 100 Millionen. Das sagen die Umweltverbände. Wer unter dem Müll in erster Instanz zu leiden hat, wird auf Youtube anschaulich präsentiert. 10 Millionen Mal setzten sich die User dort einer ekelerregenden Dramatik aus und sahen zu, wie einer Meeresschildkröte ein Plastikstrohhalm aus der Nase operiert wird. Da will keiner lange hinschauen.

Umweltschützer wehren sich gegen unnötigen Plastikmüll

Deshalb wehren sich Umweltschützer gegen die Verwendung der kleinen Plastikröhrchen. So hat die Lonely Whale Foundation am 1. August 2017 unter dem Titel „StopSucking“ eine Kampagne ins Leben gerufen, die sich gegen die Verwendung von Trinkhalmen aus Plastik stellt.  „Man schätzt, dass im Jahr 2050 mehr Plastikmasse im Ozean schwimmt als Fisch. Wir sehen Trinkhalme als Einstiegsplastik zum Verständnis der Verschmutzungsproblematik und als klare Motivation für Verbraucher und Führungskräfte der Industrie, mehr gegen Einweg-Kunststoff zu unternehmen“, so Adrian Grenier, Mitbegründer der Lonely Whale Foundation. Die Röhrchen werden also mal ganz nebenbei zum Verständnisbotschafter. So sagt auch die Kampagne „The Last Straw“ in Australien den kleinen Plastikdingern den Kampf an. Genau wie die Initiative „Last Plastic Straw“ in den USA, die anregt, auf Strohhalme zu verzichten.

Halm Trinkhalm-Set im Glas

Weg mit dem Plastikstrohhalm! Ganz so einfach ist es nicht …

Also weg mit dem lästigen Ding! Braucht kein Mensch! Oder doch? Wer eben keine Lust hat, sich wie ein Eisbrecher auf der Suche nach Fahrwasser, in der Cocktailbar durch seinen Drink zu furchen, wird Einwände gegen ein Trinkröhrchenverbot haben. Die Alternative wäre eine Pinacolada ohne Stückchen und ein handwarmer Erdbeer-Daiquiri. Ganze Rezeptsammlungen hätte man zu überarbeiten. Dass das Gastgewerbe also ein berechtigtes Interesse an der Fortführung der Trinkhalmkultur hat, ist nachvollziehbar und logisch.

Alternativen zum Plastiktrinkhalm

Deshalb haben findige Tüftler über Alternativen nachgedacht und Trinkhalme aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Doch so ganz neu sind viele der Ideen nicht. Wie die ökologisch einwandfreie Variante geht, lehren uns schon die Ureinwohner Lateinamerikas, die ihren Matetee traditionell durch eine Bombilla genießen. Das Trinkröhrchen aus Weißblech verfügt sogar über ein kleines Siebsystem. Alternativ wird Bambus verwendet – und eben: wiederverwendet.

Die Bio Strohhalme GmbH aus dem Bayerischen Raubling stellt Trinkröhrchen im ganz klassischen Sinne aus Stroh her – sogar mit Firmenbranding. „Für unsere Abnehmer in der Gastronomie war die Variante aus Stroh allerdings zu teuer“ sagt uns Jana Gessert, Geschäftsführende Gesellschafterin der BIO Strohhalme GmbH. Deshalb kam die Variante aus Papier. Inzwischen verkauft das Unternehmen in der Mehrheit Bio Pot Halme, die zu 69 Prozent biobasiert sind und aus Kartoffelstärke, einer bestimmten Faser sowie Kalzium und Magnesium bestehen. Sie sind vollständig biologisch abbaubar und in industriellen Kompostieranlagen rasch kompostierbar. Ganz neu im Sortiment sind die Trinkhalme Bio-Thermo 95 für Heißgetränke. Sie bestehen aus kompostierbarem Kunststoff. „Die Nachfrage aus der Gastro ist sehr groß. Viel geht nach Österreich, zum Beispiel in die Wintersportgebiete. Der größte Markt ist Asien. Die deutschen Drogeriemärkte wiederum kaufen Papier-Trinkhalme billig in Asien ein – eine verkehrte Welt ist das“, meint Jana Gessert.

Trinkhalme aus Glas von ‚Halm‘

Halm Glastrinkhalme verpackt

Noch edler und wiederverwendbar sind die Glasröhrchen des Startups ‚Halm‘. Das spannende daran: Dem Team geht es nicht nur um die Vermarktung von Trinkröhrchen aus Glas, sondern sie wollen Aufmerksamkeit erregen. Aufmerksamkeit, um die Verschmutzung der Gewässer durch Plastik zu verhindern. Deswegen spendet die Firma nach eigenen Aussagen auch 50 Prozent des Gewinns für Umweltschutzprojekte. Außerdem soll das Gesamtkonzept der Firma stimmen, d.h. man arbeitet nach eigenen Aussagen mit „Null Plastik Impact“. Gegen alternative Materialien wie Maisstärke spricht sich Halm aus, da sie „zu 99 Prozent dennoch verbrannt werden und somit die Gesamtbilanz durch den Herstellungsaufwand negativ ist.“ Glas sei die einzige natürliche und hygienische Alternative. Denn nur Glas sei voll recycelbar.

Produziert werden die HALMe aus bruchfestem und hitzeresistentem Schott-Glas in Deutschland. Der Traditionsbetrieb Schott ist ein internationaler Technologiekonzern, der zu 100 Prozent der Carl-Zeiss-Stiftung gehört. Laut Firmenaussage kommen bei der Herstellung zum großen Teil erneuerbare Energien zum Einsatz, sämtliche Werkstoffe sind mineralölfrei. Überzeugen will Halm aber auch mit dem Geschmackserlebnis.  Zu haben ist Halm übrigens in drei Größen und wird mit Bürstchen geliefert – zum reinigen per Hand. Wem das zu umständlich ist, der kann Halm gern in den Geschirrspüler packen. Funktioniert allerdings nur bedingt, wie Livona unter harten Bedingungen mit einem Bananen-Leinsamen-Smoothie getestet hat. Also muss man mit der Handbürste ran. Das klappt tadellos, macht aber mehr Arbeit. Witzig finden wir die Halm-Tasche für unterwegs, damit man seinen Glasstrohhalm immer dabei hat.

Was sagt Livona?

Reizthema Strohhalm: Wer Kinder hat, kennt das. Die kleinen Physiker machen feuchtfröhliche Experimente mit Blubberblasen. Das klingt nicht nur wunderschön, sondern läuft auch so nett über’n Rand. Ach die spritzige Kombi aus Kohlensäure und Trinkhalm ist für Eltern reine Nervensache. Deshalb trinken unsere Kinder aus dem Glas, ohne Strohhalm. Für den Familienfrieden und für die Umwelt.

Dass die Erwachsenen immer mal zum Trinkhalm greifen, lässt sich wohl schlechter vermeiden. Fragen Sie mal eine leidenschaftliche Lippenstiftträgerin! Also testeten wir die Alternativen. Der schon erwähnte Bananen-Leinsamen-Smoothie (Wer kennt etwas, was noch mehr klebt?) schmeckte mit HALM vorzüglich und ließ sich auch noch nach dem Antrocknen mit der Handbürste gut wegputzen. Den Bruchtest überlebten die HALMe im Spülbecken und in der Badewanne ohne weiteres. Der Küchenfußboden ging allerdings als Sieger aus dem Rennen und machte den Glastrinkröhrchen den Gar aus.

Fazit: Wir von Livona müssen gestehen, trinken durch ein Glasröhrchen ist irgendwie neu und anders. Am Ende aber tatsächlich authentischer. Wenn man sich von der in Kindertagen angesammelten Gewohnheit trennt, durch ein Plastikröhrchen zu saugen, eröffnen sich neue Geschmacksmomente. Ob sich die Glashalme zumindest in der Gastronomie einen festen Platz erkämpfen, bleibt aufgrund des Reinigungsaufwands und der hohen Anschaffungskosten (vier Stück mit Bürste kosten zur Zeit knapp 6 Euro) abzuwarten. Wir zweifeln ein wenig am Erfolg, leider!

Wenn Ihr das HALM-Trinkerlebnis selbst testen wollt, dann gibt es die Glastrinkhalme z. B. im HALM-Onlinsshop zu kaufen.

Kontakt zu HALM:

HALM Trading UG
Sebastian Müller – Geschäftsführer
Wattstr. 11
13355 Berlin

Telefon: +49 (0)30 959994111
Per Fax: +49 (0)30 959994115

E-Mail: contact@halm.co
Internet: https://www.halm.co

20.02.2018 – Ergänzung von David – Online Marketing Manager von HALM:

„Unsere Mission ist es, den Plastikstrohhalm zu verbannen, darum wurde HALM gegründet. 50 Prozent unsere Profite gehen an Unternehmungen gegen Plastikmüll, der HALM wird fair in Deutschland produziert und vom Lebenshilfewerk in Neumünster für uns verpackt.“

Kurz zum aktuellen Stand der HALMe in der Gastronomie:

Über 90 Gastro Betriebe nutzen aktuell HALM täglich (Stand 1.3.2018), dabei wir sind erst seit Juli 2017 auf dem Markt, u.a. das Ritz in Paris, das Adlon und diverse kleine Café-Betriebe.

Hier findest du ebenfalls echte Testimonials der Gastro-Betreiber.
Z.B. „Der India Club steht für einen bewussten Umgang mit unseren Ressourcen, weil wir unsere Natur und Umwelt schützen wollen. Der neue Trinkhalm aus Glas, reiht sich hier zu unserer Zufriedenheit und der unserer Gäste sehr gut ein. Die Angst um Bruch und die Sorge um die Reinigung der HALMe hat sich nicht bestätigt.“ Franz Kranzfelder, Geschäftsführer China Club GmbH und Co. KG“

2017 wurde HALM in ca. 60 Gastronomie-Betrieben etabliert, es gab über 6.000 Endkunden-Bestellungen – Damit konnten 2017, nach Aussage von HALM, bereits drei Millionen Plastikstrohhalme eingespart werden.

2 Antworten auf Eben doch keine Nebensache – Problemfall Trinkröhrchen

  1. Dominik sagt:

    Hallo Adina,
    der Artikel ist dir gut gelungen und schön zu sehen das immer mehr Leute auf nachhaltige Alternativen umsteigen. Kennst du schon die neueste Trinkhalm Ausführung aus Zuckerrohr?
    Viele Grüße
    Dominik von der Bio Strohhalme GmbH und Trinkhalme.de

    • Birgit sagt:

      Hallo Dominik, danke für deinen Kommentar. Nein, Zuckerrohr basierte Trinkhalme kennen wir noch nicht. Du kannst uns gern ein paar zum Testen zusenden. 😉

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