Von Adina, 15. Dezember 2015

Dinge für Sinne und mit Verstand – der 3. Faire Weihnachtsmarkt war ein voller Erfolg

„Man kann sich dem Ritual des Schenkens nicht entziehen.“ Sonst drohe die soziale Isolation. Michael Hofmann, mein alter Soziologieprofessor hat viele Jahre zum Phänomen des Schenkens geforscht und gab sein Wissen unlängst im öffentlich rechtlichen Fernsehen zum Thema „Alle Jahre wieder – Geschenkeberge und Einsamkeit“ preis. „Dabei geht es nicht immer ums Schenken materieller Güter. Man kann sich auch Zeit schenken oder ein Kompliment.“ Stiltrainer Jan Schaumann räumte in der gleichen Diskussionrunde ein, dass es beim Schenken vor allem auf offene Kommunikation ankäme. Als wenig später im Nachtprogramm beim Comedy-Kabarett festgestellt wurde, dass man die gegenseitige Abmachung, „Sich in diesem Jahr auf jeden Fall nichts zu schenken“, auf keinen Fall ernst nehmen dürfe, war ich wieder verunsichert.

Da wir von Livona aber nicht nur um des lieben Friedens willen schenken, sondern schöne Dinge, die mit Herz und Verstand, dazu ökologisch und fair in diese Welt kamen, verschenken, haben wir uns wieder auf dem Fairen Weihnachtsmarkt umgesehen. Und natürlich auch, um alte Bekannte wieder zu treffen: Holzspielzeugbauer Nils Weinhold, Puppenkünstlerin Katrin Kropp, Heike Sylla mit ihrem Elbeglas und die jungen Kreativen von TicToys.

Ein Vormittag reichte kaum aus, um auch nur mit einer handvoll der geladenen Produzenten ins Gespräch zu kommen. So trafen wir gleich am Eingang vegs-Chef Alexander Pritzkow, der uns zum Kosten einlud. Die „Bio-Nasch-Manufaktur“ vegs produziert hauptsächlich vegane Kekse in Bioqualität. Dabei haben sich die Rezeptentwickler von den Ansprüchen der Allergiker mit Laktoseintoleranzen und Glutenunverträglichkeiten leiten lassen.

Kekstüten

vegane Kekse von vegs

Nach einem kurzen Plausch mit Boris Kunert, dem Gründer von Saxen-Safran, blieben wir unweigerlich am Stand von Carla Schwiegk hängen. Die Handbuchbinderin und Designerein entwirft und bindet, gestaltet und druckt Bücher aller Art. So kann sie auch eigene Texte und Gedichte selbst herausgeben. Mit im Gepäck hatte die Tharandterin kleine Skulpturen ihres Mannes, dem Bildhauer Matthias Jackisch.

handgebundene Bücher

Produkte der Hanbbuchbinderei von Carla Schwiegk

Minibuch

Carla Schwiegk „bindet“ und verlegt eigene Texte

Nun wirds eher praktisch: Die Bürstenmanufaktur Dresden haben wir schon lange auf dem „Kiecker“ und so nutzten wir deren Präsenz gleich zum Gespräch. Und wieder zeigt sich: Geht man auf Leute zu, werden auch Gebrauchsgegenstände wie Besen und Bürsten spannend. Nachdem wir viel Nützliches über die Arbeit in der seit 50 Jahren bestehenden Werkstatt, die mit Blinden und Sehbehinderten arbeitet, erfahren haben, verabreden wir uns zu einer Werksbesichtigung. Wie man Haar von Hochgebirgsziegen, Wildschweinborsten und Agavenfasern verarbeitet, wollen wir genauer wissen. Darüber werden wir im Blog demnächst berichten. Denn die Manufaktur macht nicht Bürsten für jede Lebenslage sondern auch fürs ganze Leben.

Bürstenstand

Im Gespräch über Ziegenhaar und Feinstaub (Bürstenmanufaktur Dresden)

Einem Tipp von Katrin Kropp folgten wir als Nächstes. In der langen Reihe von Schmuckproduzenten, die auf dem Fairen Weihnachtsmarkt vertreten waren, interessierte uns der Stand von „chouetteART“ tatsächlich am Meisten. Ein junges Paar, dass die Schlafenszeiten des ersten gemeinsamen Kindes für die Fertigung von extravangantem Papierschmuck nutzt, stellte Ketten, Ohrringe und Dekoartikel aus. Das Ausgangsmaterial: alte Zeitungen, Zeitschriften und Bücher sah man den wenigsten Stücken an. Jedes Teil ist ein Einzelexemplar und trotzdem preislich erschwinglich. Was nur geht, weil beide noch einem normalen Beruf nachgehen. Wir werden die beiden in Dresden sicher noch einmal besuchen. Im Moment fertigen sie übrigens Eheringe aus den Lieblingsbüchern des Brautpaares. Wir sind beeindruckt. Wieder einmal …

Ohrhänger aus Papier

Papierschmuck von chouetteART

Kette aus Papier

„Collier“ aus Papier

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