Von Adina, 15. August 2014

Die Alternative zur Stoffwindel? Naty-Ökowindeln im Test

Wegwerfwindeln oder Stoffwindeln, was ist besser? Diese Frage ist wider erwartend sehr schwer zu beantworten. Wie sehen die Ökobilanzen aus, was ist im Alltag praktikabel und wie wird der Geldbeutel belastet? Als sich Nachwuchs ankündigte, haben wir uns diesem Problem intensiv gestellt, unser ökologisches Gewissen und die Fachleute befragt und die Statistik bemüht.

Argumente gegen Wegwerfwindeln

Hebammen raten zu Stoffwindeln, auch im Sinne des Umweltschutzes. Denn nicht nur die Antibiotika, Plastik und chemischen Stoffe in Pampers & Co. sind suboptimal. Der Windelmüll westlicher Zivilgesellschaften produziert gigantische Abfallberge, denn jedes Kind produziert in seiner ca. zweieinhalbjährigen Wickelkarriere eine Tonne Windeln.
Nach Aussagen des BUND liegt der Anteil von Windeln am Müllaufkommen in manchen deutschen Städten bei zehn Prozent. Handelt es sich dabei um konventionell produziertes Material, braucht es für den Abbau zwischen 300 und 400 Jahren. Da kommt also noch etwas auf uns zu … .

Bei Soffwindeln auf die Herkunft achten

Bei Stoffwindeln muss man zunächst auf die Herkunft der verwendeten Baumwolle achten, um sicher zu gehen, dass sie nicht mit Pestiziden belastet ist. In der Ökobilanz von Stoffwindeln schlägt sich nieder, dass sie unter Einsatz von Energie und Ressourcen gereinigt werden müssen. Außerdem müssen zur Reinigung der Windeln Waschmittel eingesetzt werden, deren Einfluss auf die Umwelt und auf Babys Haut geprüft werden sollte.

Wer sparen möchte, sollte sich für Stoffwindeln entscheiden, sie sind langfristig günstiger. Vererbt man die waschbaren Windeln an die nächsten Kinder weiter, erst Recht. Der Gedanke gefiel uns. Also fiel die Entscheidung zugunsten des Strickwindel-Systems von Disana, die wir auf der Grünen Modemesse in Berlin kennengelernt hatten, aus.

Ökowindeln von Naty: umwelt- und haut-freundlich

ein Paket Biowindeln

Dann kam, der Zufall wollte es, die Anfrage von Naty, einem familiengeführten Hersteller für ökologisch abbaubare Windeln aus Schweden, ob wir selbige Testen möchten. Also doch Wegwerfwindeln? Immerhin, eine „Ökowindel“! Biologisch-abbaubar, umweltfreundlich und ohne Kunststoff aus fossilen Rohstoffen. Ich muss ehrlich gestehen, für junge Eltern sind Höschenwindeln zum wegwerfen für den schweren Anfang ein Segen. Also ließen wir uns nicht lange überreden und testeten das erste Paket „Naty 1“.

 Auf dem Weg zur kompostierbaren Windel

Naty Ökowindeln einzeln

Bei Naty geht es darum, den höchst möglichen Anteil an „renewables“, d.h. erneuerbaren und biologisch abbaubaren Bestandteilen,  einzusetzen, das macht sie im Moment konkurrenzlos. Irgendwann möchte man, heißt es vom Unternehmen, eine vollständig biologisch abbaubare und kompostierbare Windeln produzieren, ohne SAP (superabsorbierende Polymere). Prototypen seien bereits vorhanden. Doch wie immer, wenn neue Technologien eingeführt werden, sind sie sehr teuer. Deshalb hat man die Hoffnung, den Druck auf die Konkurrenz aufzubauen und sie zum Nachziehen zu zwingen, sodass auch hier die Produktionskosten irgendwann runtergehen werden.

Stoffwindel ist und bleibt am „saubersten“

Im Interview mit Livona erhalten wir offene und ehrliche Antworten zur Müllproblematik der Wegwerfwindel. „Der Hauptgrund, warum man Wegwerfwindeln entwickelt hat, ist natürlich Bequemlichkeit und Zeitersparnis. Wer die Zeit hat, sollte Stoffwindeln verwenden. Wer sie nicht hat, sollte sich nach einer möglichst umweltfreundlichen und für die Babyhaut schonenden Variante umsehen“, erklärt man uns bei Naty. Diese Klarheit ist uns sympathisch.

Wir fragen bei Naty auch wegen der Entsorgung nach, denn eine kompostierbare Windel nützt wenig, wenn sie keiner zum Kompost trägt. „Eine kompostierbare Windel erfüllt zwei Zwecke. Zum einen kann sie auf natürlichem Wege, über den Kompost entsorgt werden. Hier ist dann allerdings der Gesetzgeber gefordert. Momentan sperrt er sich noch, weil auch die ökologischste Windel noch einen Restanteil an Erdölderivaten enthält, ja sogar enthalten muss, um zu funktionieren. Eine Ökowindel erfüllt allerdings jetzt schon einen anderen Zweck. Dadurch das der Anteil an fossilen Bestandteilen immer weiter verringert und durch erneuerbare Stoffe ersetzt wird, entlastet man die Umwelt und schont Ressourcen. So wird die Rückseite der Windel, das sog. „Backsheet“ zur Zeit aus einem kompostierbaren Material auf der Basis von Maisstärke gefertigt. Momentan wird vom Lieferanten ein vergleichbares Material auf der Basis von Distelöl entwickelt. Diese Disteln sind für die Nahrungskette uninteressant und wachsen sehr schnell nach. Das Backsheet ist komplett kompostierbar nach EN 13432.“
Ganz ohne Erdöl geht es also auch bei Naty im Moment noch nicht und die Kompostierung ist Zukunftsmusik. Denn aufgrund des verwendeten SAP ist auch die Naty im Moment nicht für den Komposthaufen geeignet, es sei denn, man entfernt vorher alle nicht kompostierbaren Bestandteile.

Naty Ökowindeln im Praxistest

Doch nun an den Praxistest! Was uns zu allererst auffällt: Im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten, ist die Naty Ökowindel unbenutzt völlig geruchsneutral und schließt auch den Geruch des Inhalts vollkommen sicher ein. Windeln der Mitbewerber bringen teilweise schon in der Verpackung einen gewöhnungsbedürftigen Duft, der nach Benutzung recht aufdringlich werden kann, mit.

eine einzelne Ökowindel offen

Auch kommen die Natys ohne die üblichen Bildchen von mehr oder weniger bekannten Figuren, für die teure Lizenzrechte erworben werden müssen, aus. Neutrales weiß genügt, die kleinen Herzchen und Blümchen schmeicheln dem Auge des Windelwechslers.

Die Windeln selbst, sind hervorragend gearbeitet, die Bündchen schließen sicher und flexibel ab. Die Verschlüsse kleben absolut sicher, lassen sich auch noch schließen, wenn sie schon mal geöffnet wurden. Auch nach langem Tragen und liegen auf dem Bauch (zum Beispiel nachts) verursachen sie kaum Druckstellen oder Reibungsflächen, wie andere Biowindeln, die oft weniger weich sind. Das dicke Nässepolster vorn hält viel Flüssigkeit auf. Ist das Kind allerdings ein Langschläfer, kann nach 6-7 Stunden auch schon mal was vorn oder an den Seiten auslaufen.

Baby mit Windel

Genauso saugfähig wie herkömmliche Windeln

Im direkten Vergleich mit dem Marktführer herkömmlicher Windeln, konnten wir bei der Saugfähigkeit und Sicherheit keinen Unterschied feststellen. Die Naty ist weicher als andere Ökowindeln und reizt daher die Haut weniger. Das Baby wird kaum Wund, bzw. scheint die Naty gut davor zu schützen, dass ein leicht roter Po wund wird. Auch das war für uns ein wichtiger Grund bei der Naty zu bleiben, auch wenn sie im Moment die teuerste Windel ist. (Naty 1 mit 26 Stück, für 2-5 kg schwere Babys kosten knapp 5 Euro; Größe 3 Midi 31 Stück, 4-9 kg kosten zwischen 8,50-10 Euro). Pampers in den vergleichbaren Größen kosten etwa 1 Euro weniger pro Paket. Ökowindeln, zum Beispiel von Molltex, kommen fast an den Preis heran.

Mit einer Packung Naty Ökowindeln – im Moment nutzen wir Größe 3 mit 31 Stück pro Paket – hat man für 5 bis maximal 6 Tage Windeln.

Fazit

Trotz des höheren Preises sind wir nun schon über drei Größen hinweg bei der Naty geblieben. Denn von allen Anbietern hat die führende, ökologische Windelmarke den höchsten Anteil an erneuerbaren und biologisch abbaubaren Rohstoffen. Da wir aber aus Überzeugung gern mit Stoffwindeln wickeln würden, damit aber weniger gut klarkommen, müssen wir hier weiter eisern experimentieren, bis sie uns nicht mehr auslaufen und halbstündlich durchweichen. Bis dahin ist die Naty unsere Alternative, mit der auch unser Säugling sehr zufrieden zu sein scheint.

Die Naty Ökowindel ist in sieben Größen seit Januar 2013 im Fachhandel erhältlich: Bei Tegut, Alnatura, Denn’s, Naturgut, Basic, Beauty and Nature und kleinen Naturkostläden. Außerdem kann man sie inzwischen bei Amazon, Kiwisto, Prodana, boutique vegan, Waschbär oder windeln.de beziehen. Verhandelt wird außerdem mit Globus, Hit und Rewe. Zur Zeit läuft ein Test in 30 dm-Filialen. Bei erfolgreichem Ausgang, könnte es auch hier bald zu einer Listung in 750 bis 1500 Filialen kommen.

Zur Zeit wird an einer neuen richtungweisenden Technologie gearbeitet, die für Furore sorgen soll, darüber wollte das Unternehmen aber noch nicht mehr verraten.

Naty-Fakten:

Gr. 1 (2-5kg), Gr. 2 (3-6 kg), Gr. 3 (4-9 kg), Gr. 4 (7-18 kg), Gr. 4+ (9-20 kg), Gr. 5 (11-25 kg), Gr. 6 (16+ kg)
Natürlich atmungsaktiv, ohne Chlor und nicht parfümiert, Folie aus Maisstärke nicht genmanipulierten Ursprungs, natürliche und nachwachsende Rohstoffe, Kunststoff-frei.

11 Antworten auf Die Alternative zur Stoffwindel? Naty-Ökowindeln im Test

  1. Janina Adelmann sagt:

    liebes Team,

    Welches sind die nichtabbaubaren Stoffen bei der Naty-Windel die ich entfernen kann? würde sie gerne kompostieren, ist das überhaupt erlaubt in der Schweiz?
    Liebe Grüsse

    • itti sagt:

      Hallo Janina,
      wir antworten erst jetzt, weil wir uns aktuell bei Naty informieren wollten. Wenn wir die Infos richtig interpretieren, sind die Naty Windeln leider noch nicht 100 % kompostierbar. Bei Naty heißt es: „Der Kern unserer Windel besteht zu 100% aus FSC-zertifiziertem Zellstoff, der nicht nur völlig natürlich ist, sondern auch Flüssigkeit sehr gut aufsaugt. Andere Schichten sind aus natürlichen, biologisch abbaubaren Materialien hergestellt.“ Daraus schließen wir, dass der Hauptbestandteil der Windel, zu 100% aus FSC-zertifiziertem Zellstoff besthet, allerdings offensichtlich nicht biologisch abbaubar ist. Alle anderen Windelteile sind laut der Grafik aus „pflanzlichem Material“ und müssten somit kompostierbar sein. Leider konnten wir für die Windeln nicht erkennen, wie lange die Kompostierung dauert. Bei anderen Naty Produkten wird von 12 Wochen gesprochen.

  2. Ann-Sofie sagt:

    Windelfrei oder nicht, dass kann jeder selbst entscheiden! Stoffwindeln sind eine gute Alternative zu den Wegwerfwindeln wobei die natürlich für unterwegs auch sehr praktisch sind. Deshalb werden die ja auch massenweise verwendet. Warum auch nicht, immerhin wohnen wir auch nicht mehr in Höhlen…also getreu dem Motto “ jedem Tierchen sein Pläsierchen“ LG. AS.

    • Birgit sagt:

      Ich gehe mal davon aus, dass auf diese Weise konventionelle Windeln verkauft werden. Von denen wollen wir ja eigentlich wegkommen!
      PS. Die Seite ist nicht wirklich informativ.

      • Miriam sagt:

        Liebe Birgit,
        Bitte informiere dich über das Thema „konstruktive Kritik“. Es bringt in unserer Gesellschaft niemandem etwas einfach negative Kommentare in den Raum zu werfen, die lediglich dazu dienen dein Missmut zu befriedigen. Am schönsten wäre es doch, wenn du anderen beim wachsen und der Entwicklung hilfst und klares Feedback formulierst und mögliche Handlungsstrategien vorschlägst. Du erklärst doch hoffentlich deinen Kindern auch was und warum sie in deinen Augen sich „nicht richtig“ verhalten. Es würde mich sehr freuen, wenn dieser Kommentar dich erreicht und du kurz darüber nachdenkst.

        Zum Thema:

        Ich selber beschäftige mich auch viel mit dem Thema Stoffwindeln etc., da wir auch viel mit der Kleinen unterwegs sind und wir für längere Unternehmungen einfach noch nicht mit den Stoffwindeln klarkommen. Naty fand ich bis jetzt sehr gut. Schöner wäre natürlich, wenn wir in Zulunkt eher auf Stoffwindeln umsteigen können, auch unterwegs.

        • Birgit sagt:

          Hallo Miriam,
          danke für deinen Kommentar. Der Bericht ist aus 2015 ich musste erst mal den Zusammenhang wieder herstellen. Der Kommentar auf den Du Dich beziehst, war eine Antwort auf einen Kommentar der einen Link zum „Windel-LKW“ enthielt. Zu dieser Zeit war diese Seite nicht informativ und die Kommentar-Schreiberin wusste sicher was ich meine. Wenn ich das heute lese, wirkt es völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Da hast Du recht. Wahrscheinlich war ich damals sauer, weil dieser Link so gar nicht zu unserer Philosophie passt. 😉

  3. geri sagt:

    Hallo, nutzen versch. Ökowindeln zum ausprobieren, Naty eindeutig die Beste, was roten Popo angeht – kommt damit einfach nicht vor. Aber die Klebestreifen sind entg. diesem Artikel schlecht, gehen oft auf, eigentlich am schlechtesten aller getesteten Windeln, und gelegentlich reißen die Klebestreifen beim Wickeln seitlich ab – ist mir schon 4 mal passiert inzwischen, aber noch nie bei irgendeiner anderen Marke. Wir bleiben trotzdem dabei.

    • Adina sagt:

      Danke für Deinen kurzen Erfahrungsbericht! Das ist in der Tat interessant, dass du doch häufiger das Problem hattest. Bei uns ist es inzwischen auch schon drei Mal (in 9 Monaten) vorgekommen. Da ich aber noch keine andere Windel so lange benutze, wie die Naty, fehlt mir persönlich der Vergleich, wie das bei anderen Windeln aussieht. Aber Danke!! Wir reichen das mal so weiter und schauen, ob wir eine Antwort bekommen. Mit um die 30 Cent pro Stück sind die Windeln ja auch recht teuer, da sollte nix dran sein…

  4. Gabi sagt:

    Schon mal was von windelfrei gehört? Nein! Das merkt man!

    • Birgit sagt:

      Hallo Gabi, wir sind ja lernfähig und für praxistaugliche Tipps dankbar. Bitte berichten Sie uns doch kurz, wie „windelfrei“ in der Praxis funktioniert und welche Erfahrungen Sie gemacht haben. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.

    • Oz sagt:

      Na Gabi, kommt noch was? Nein?
      Dachte ich mir.

      Danke für den netten Beitrag von einem frisch gebackenem Vater. Wir experimentieren auch noch ein bißchen weiter. 🙂

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