Die diesjährige Kulinaria & Vinum in Dresden hielt sich bei der Ankündigung von Bioproduzenten und -vermarktern wie immer zurück. Aber unter dem Motto „Genuss mit Leidenschaft“ sollte der Aktionsfläche „vegetarisch genießen“ und vor allem Slow Food in Sachsen eine besondere Plattform geboten werden. Anne Frank, die Geschäftsführerin von TMS Messen lag die „Anregung zu abwechslungsreicher und gesunder Ernährung“ besonders am Herzen. Für Livona Grund genug, nicht nur der Einladung alter Bekannter zu folgen, sondern auch das „Sächsische Slowfood“ und Frau Franks Anregungen in Augenschein zu nehmen. Für alle, bei denen diese Verlockungen auf weniger fruchtbaren Boden fielen, blieben noch die Reize in Blech bei der Automesse „auto mobil“, die traditionell parallel stattfindet.
Systematik bleibt auf der Strecke
Der selbstbewusste Anspruch ein „Marktplatz feinster Genuss- und Lebensmittel“, zu sein, erfüllte sich, so die Meinung von Livona, wie auch schon in den Jahren zuvor, nicht. Ein Konzept, dass den Besucher thematisch sinnvoll durch die anderthalb Hallen der Gaumenfreuden hätte führen können, war nicht auszumachen, Stände waren schwer zu finden. Wein neben Salami, Selbstbedienung für Jahrmarkt-Zuckerwerk neben Großbäckerei, Kaffeemanufaktur, Hotelerie, Briefdiensttleister und Küchenstudio. Zwischen drin immer mal wieder die kleine grüne Schnecke, die bescheiden, doch unerklärt, die Slow Food Anbieter auszeichnete. So auch den Stand der Zittauer Pasta Fantastica Manufaktur, über die Livona schon mehrfach berichtet hat. Marina Nemirovsky versprühte wie immer südländischen Charme und lockte die Besucher mit frischer Pasta. Auch für uns gabs natürlich einen Teller und die Einladung, im Sommer eine Reportage in Zittau zu drehen. (Anbei die Bemerkung, dass Pasta Fantastica händeringend auf der Suche nach Franchise-Nehmern in Leipzig ist!)
Eierlikör aus Senftenberg
Die Dresdner Kaffee und Kakao Rösterei zeigte sich solidarisch und trat an ein junges Unternehmen aus Senftenberg ein wenig Messestandplatz ab. Der Newcomer Scharfes Gelb produziert seit 2010 Eierlikör und Pralinen „nach altem Geheimrezept“. Laut Aussage der netten jungen PR-Kraft am Stand verwenden die findigen Kreateure Heiko Tänzer und Danilo Trasper Rohstoffe in Bioqualität. „Die Zertifizierung gestaltet sich aber sehr schwierig, da wir immer wieder neue Produkte entwerfen. Wir arbeiten aber dran.“ Wir von Livona finden auch: dran bleiben! Bei, im Moment, sieben Sorten leckeren Likörs, scheint uns der Aufwand überschaubar.
Die Senfmühle Thomas Weber, eine kleine Manufaktur aus Niederbayern, fanden wir am Hallenrand. Drei Betreiber, drei Produktlinien: Senf, Kräutermischungen, Honig. Thomas Weber, Bio-Senf-Koch aus Leidenschaft, erklärte beim Verkosten seine Unternehmensphilosophie und stellte die Lieblingssorte vor: den wärmenden Wintersenf mit karamelisiertem Apfel, Ingwer und winterlichen Gewürzen. Wobei uns der „Brave“, ein milder Senf mit frischen Äpfeln, noch besser schmeckte.
Kulinarium & Vinum: Zu viele Kompromisse
Vielleicht lag es am Personal, das manch Anbieter zur Messe abgestellt hatte oder an den tatsächlich nicht ganz schlüssigen Konzepten. Aber nach dem einen oder anderen Gespräch waren wir weder vom Produkt überzeugt, noch schienen uns die Aussagen schlüssig. Die einsilbige Ansage auf unsere Nachfrage zu den Rohstoffen hin „Bio sei heute nicht gleich Bio“ ist eine Aussage die verwundert, und auch wenn die Kulinaria & Vinum keine Fachmesse ist, nicht pauschal und unkommentiert fallen darf. Schade fanden wir auch, dass der Klipphausener Unser Bäcker schon sehr lange erfolgreich Demeter Brot & Brötchen herstellt, aber Kuchen und Konditoreiwaren noch ausschließlich konventionell bäckt. „Darauf, Osterbrot in Bioqualität zu backen, ist bei uns noch keiner gekommen,“ so die Auskunft der freundlichen Vertreterin von Unser Bäcker. Nun, dass haben wir ja schon oft gehört. (Livona hatte berichtet.)
Fasst durch mit der Messe-Tour, erwartete das Livona-Team noch ein einzigartiges Anti-Stressprogramm. Doch dazu später mehr…