Von Adina, 25. Februar 2014

Enttäuschend: das neue Slow Food Magazin

Die Zeitschrift mit Schnecke soll Stoff für die aufgeklärte Leserschaft bieten

Titelblatt des neuen Slow Food MagazinsAnfang Januar 2014 kündigte Slow Food an, das einstige Mitgliedermagazin breiter aufzustellen und mit der Printausgabe in den Handel zu gehen. Eine neue Foodzeitschrift von kompetenter Stelle, warum nicht. Aufgepepptes Layout, inhaltliche Erneuerung. Seit dem 4. Februar 2014 liegt das Slow Food Magazin, sechsmal jährlich im oekom verlag München erscheinend, käuflich für 6,40 Euro, in den Regalen der Kioske und wir befürchten, dort wird es liegen bleiben. Die schwach recherchierten Themen, den Mangel an Lust auf Genuss machenden Beiträgen, die geringe Tiefe und die wenig charmante Schreibe, wie man sie eigentlich von einem solchen Magazin erwartet, macht die durchaus zeitgemäße und gelungene Aufmachung nicht wett.

Slow Food Magazin wird Anspruch nicht gerecht

„Das Slow Food Magazin trifft thematisch den Puls der Zeit: Die Zukunft unser Ernährung betrifft uns alle – sei es aus gesundheitlichen Gründen, aus kulturellen oder auch ökologischen. Dabei ist Slow Food kein Miesmacher, sondern bietet Lösungen – und das macht richtig Spaß.“ Dem optimistischen Anspruch von Verleger Jacob Radloff wird zumindest die erste Ausgabe des Magazins nicht gerecht.

Inhaltsverzeichnis Slow Food Magazin

Die inhaltliche Ausrichtung, als einzigartig angekündigt, bietet leider wenig Überraschendes. Das Schwerpunktthema „Aquakultur“, bleibt an der Oberfläche der Faktenreihung hängen und bietet dem kritischen und aufgeklärten Verbraucher, an den sich das neue Magazin gezielt richten will, kaum Neues. Die Geschichte der Fischzucht, die Vorstellung der wichtigsten Speisefische und Meeesfrüchte und die knappen Porträts der Biozuchtbetriebe entsprechen dem Charakter eines Lexikons und bleiben banal.

Leitidee von Slow Food findet keinen Widerhall

Was fehlt sind Lesegeschichten, die den Grundgedanken von Slowfood, nämlich die Rückbesinnung auf Genuss, das Zeitnehmen und die Liebe zum Detail abbilden. Genau das muss sich auch im Magazin widerspiegeln. Auch der lange Genussreisebericht über das Taubertal schafft es nicht, wirklich Lust auf die Region zu machen. Der Versuch, im Detail ein Gefühl für die Region zu vermitteln, wäre sicherlich leichter verdaulich als die hölzerne Analyse und Adressammlung. Die niedergeschriebene Weinprobe wirkt rhetorisch überspoilert und nicht nachvollziehbar.

Auch populistisch-tendenziöse Kommentare, die mit der Stammtischparole „Was dürfen wir noch essen?“ überschrieben sind und am Ende neben dem niedergeschriebenen Groll des Autors über scheinbare Ernährungslügen, wenig Aufschlussreiches hinterlassen, haben bei den Rezensenten für Verwunderung gesorgt.

Was haben wir erwartet? Pfiffige Geschichten, interessante Menschen und spannende Perspektiven und Projekte, zu denen eine Organisation, wie Slow Food, selbstverständlich Zugang hat. Gut aufbereiteter Hintergrund zur Lebensmittelproduktion im Detail und die konkreten Alternativen, die Slow Food zu Hauf bietet. Besinnung auf die Kultur des Selbermachens, mehr Ansprache und Empfehlungen an und für den Leser.

Unser Fazit: Die Idee von Slow Food selbst, ist in der ersten Ausgabe des Magazins eine Randerscheinung. Inhaltlich kommt das Magazin nicht über bekannte Titel, wie „Schrott & Korn“ oder „Bio“ hinaus. Wer nach konkreten Anregungen, Handlungsempfehlungen und Rezepten sucht, wird enttäuscht. Denn diese bleiben handverlesen. Am Ende hat man einfach nicht das Gefühl, ein Stück schlauer geworden zu sein und die Zeitschrift gern gelesen zu haben. Auch ein kritisches Magazin, mit einer optimistischen Auflage von 40 000 Stück, darf Kurzweil bieten.

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