Von itti, 16. September 2012

Populistisch – GüntherJauch „Der große Bioschwindel – Wie gut ist Öko wirklich?“

Rangelei unter ZiegenMir platzt fast der Kragen über die Diskussion bei Günther Jauch heute Abend und ich bin enttäuscht, dass ich solche populistischen Themen auch bei dieser Sendung finde. Hatte nicht die ARD mal einen Bildungsauftrag? Schon der Titel „Der große Bioschwindel – Wie…“ zielt, meiner Meinung nach, auf Einschaltquoten und nicht in erster Linie auf eine seriöse, mit Fakten unterlegte Berichterstattung. Das finde ich sehr schade.

Leider kann es keine industrielle, artgerechte Tierhaltung und Pflanzenproduktion in hochwertiger Bio-Qualität gaben, oder sollte ich lieber sagen, Gott sei Dank? Das widerspricht sich schon im Ansatz und in der Philosophie einer ökologischen Landwirtschaft. Wie Udo Pollmer richtig sagte, kann man z.B. nur 40 oder 50 Hühner mit einem Hahn zusammen artgerecht halten. Natürlich bedeutet das viel mehr Aufwand und ist kostenintensiver. Ich erhalte aber auch eine ganz andere Produktqualität, brauche geringere Mengen und die Umwelt wurde weniger stark belastet. Sicher benötige ich auch mehr Mitarbeiter, was vielleicht auch zu besseren Arbeitsbedingungen und gerechteren Löhnen in der Landwirtschaft führen könnte. Der Anbauverband Naturland z.B. hat seinem Siegel ein „FAIR“ dazu gefügt, woran man erkennen kann, dass nicht nur die Tiere und Pflanzen artgerecht aufgezogen wurden, sondern auch die Mitarbeiter vernünftige Arbeitsbedingungen haben und einen gerechten Lohn erhalten, denn leider gibt es nicht nur in Asien, Afrika oder Lateinamerika Niedriglöhne!

Udo Polmer hat allerdings nicht Recht mit seiner Aussage, dass man zur Ausweitung des biologischen Landbaus unbedingt mehr Tiere brauche, da man nur organischen Dünger ausbringen darf. Organischer Dünger ist neben Mist, Gülle und Jauche auch Gründüngung und Mulch, viele Pflanzen kommen auch ohne Mist, Gülle und Jauche aus, sie werden u.a. mit Pflanzenpräparaten z.B. auf Brennnessel- oder Schachtelhalmbasis, mit Algenextrakten, mit Neemöl oder auch mit homöopathischen Pflanzenstärkungsmitteln gedüngt. Ich bedaure solche einseitigen Darstellungen sehr, das führt zu diesem, wie ich es nenne „profunden Halbwissen“, und hat nichts mit Bildung oder Aufklärung von mündigen Bürgern zu tun.

Ja, das EU-Bio Siegel ist der kleinste gemeinsame Nenner für Bio-Produkte in Europa und die Richtlinien sind in vielen Bereichen nicht ausreichend. Das erleichtert der Industrie den Einstieg in die Bio-Landwirtschaft und am Ende werden alle über einen Kamm geschoren und festgestellt, dass Bio überhaupt nicht besser sein kann. Wer hat denn da wieder erfolgreich Lobbyarbeit geleistet, frage ich mich? Ja, es gibt immer schwarze Schafe und ja, es gibt auch hervorragende landwirtschaftliche Betriebe, die nicht Bio-zertifiziert sind, industrielle Tierhaltung werden Sie darunter, glaube ich, nicht finden.

Und ja, ich bin ganz bei Sarah Wiener, wenn Sie sagt, dass die Zukunft auf unserer Erde nur mit einem radikalem Umdenken gesichert werden kann und das sollte auf jeden Fall mit einer umweltschonenden, artgerechten, dezentralisierten, nicht industriellen Tierhaltung und Pflanzenproduktion beginnen und Spekulationen mit Nahrungsmitteln ausschließen, dann können viele Milliarden Menschen auf unserer Erde ausreichend mit Lebensmitteln versorgt werden. Davon bin ich überzeugt.

Deshalb versuchen wir Ihnen immer wieder Produkte vorzustellen, die zu diesem Ziel ein kleines Stück beitragen.

Jetzt kann ich etwas entspannter schlafen gehen!

Wer die Sendung doch sehen möchte.

Interessante Kommentare gibt es hier.

 

2 Antworten auf Populistisch – GüntherJauch „Der große Bioschwindel – Wie gut ist Öko wirklich?“

  1. Bruno Froehlich Pego / Spanien sagt:

    Dem Guenther Jauch haette ich gerne bereits nach zwei Minuten den Hals umgedreht und waere ich nicht in jungen Jahren jornalistisch mit dem Thema Bio-Anbau beschaeftigt gewesen, noch heute dran interessiert, ein Klick ; die Zeit fuer etwas gescheiteres verstreichen lassen. Wer artgerechte Haltung mit Bio gleichsetzt hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Beim Tier wie beim Menschen, Bewegung sicher gesund, entscheidend ist was durch die Speiseroehre geht. Frau Wiener konnte einem nur leid tun in ihrem Bemuehen der nur an Gewinn interessierten Seite mit zukunftsgerichteten Gedanken die Stirn zu bieten. Betonkoepfe koennen ja auch nciht hoeren und ein miserabel vorbereiteter Gespraechsleiter kann garantiert keine Klarheit schaffen. Ich wuerde das Thema nicht populistisch nennen, sondern viel eher von hoechster Notwendigkeit und in eine Talkrunde bei ARD sehr passend; vorausgesetzt neutrale Moderation und viel Basiswissen zum Thema, denn nur dann haben die Zuschauer einen echten Informationsgewinn.

    • Birgit sagt:

      Danke für den fundierten Kommentar. Sie haben recht, populistisch ist nicht die optimale Wortwahl. So unkommentiert konnte ich das einfach nicht im Raum stehen lassen. Das nächste Mal werde ich nicht einschalten und mich lieber einem guten Buch und einem Glas Rotwein widmen.

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