Zu morgendlicher Stunde erwartet uns Matthias Schuh auf dem Weingut seiner Familie in Sörnewitz, kurz vor Meißen. Als „bester Jungwinzer Europas“ gehört der gerade 24-jährige zu den wenigen Winzern in Sachsen, die sich intensiv mit ökologischem Weinbau beschäftigen. 2008 hat er die Regent-Weinstöcke des Familienbetriebes auf „Bio“ umgestellt und 2011 den ersten Wein aus „Trauben aus kontrolliert biologischem Anbau“ gekeltert. Ab der Lese 2012 darf der Regent dann auch kurz Bio-Wein heißen, wir berichteten darüber.
Geschichte des Weingutes Schuh in Sörnewitz
Familie Schuh kam 1990 von der Mosel nach Dresden um noch einmal ganz neu anzufangen und ein eigenes Weingut Schuh in Sachsen aufzubauen. Heute bewirtschaftet die Familie, die auf eine lange Winzertradition zurückblickt, Fünf Hektar Land in bester Lage. So wurde zum Beispiel auf dem Meißner Klausenberg Goldriesling, Elbling, Kerner, Weißburgunder, Grauburgunder und Riesling gepflanzt. 35 Prozent der Reben sind mit Rotwein der Sorten Regent, Dunkelfelder und Spätburgunder bestückt – eine Besonderheit für die Weißwein-Region Sachsen. Verarbeitet wird der Wein, von der Pressung über Gärung, Lagerung bis zum Abfüllen in die Flasche, im eigenen Haus. Wein von kleinen Winzern aus der Umgebung mit einer Fläche von weiteren Fünf Hektar wird ebenfalls im Weinhaus Schuh verarbeitet. Da sich das Elbtal nicht nur hervorragend für den Weinanbau eignet, sondern sich nicht zuletzt dank seiner weinbewachsenen Hügel immer mehr für den Tourismus erschließt, betreiben Schuhs neben dem Winzerbetrieb eine Pension (mit 5 Sternen) und eine Vinothek auf dem Hof sowie eine Vinothek auf dem Markt in Meißen. Im hauseigenen Restaurant setzt man ganz bewusst auf die Qualität der regionalen Küche mit frischen Zutaten aus der Region und von befreundeten Produzenten.
Ökologischer Weinbau im Weinhaus Schuh
Offen für Neues, unterstützt Familie Schuh auch das Projekt des Sohnes Matthias, die Rebfläche auf biologischen Anbau umzustellen. Auf die Frage, warum er sich dafür entschieden hat, erfahren wir, dass ihm kurz nach Beginn seiner Winzerlehre auf dem ökologisch arbeitenden Weingut Burrlein in Franken schnell klar wurde, dass das der richtige und eigentlich auch einzig denkbare Weg für ihn ist. Er möchte einen natürlichen, biologischen Kreislauf schaffen, von dem der Boden, der Wein und die Umwelt profitieren.
[audio:http://www.livona.de/wp-content/uploads/2012/08/warum-bio-neu.mp3|titles=Warum Bio?] [audio:http://www.livona.de/wp-content/uploads/2012/08/2-2-wie-bio.mp3|titles=Biologischer Weinanbau]Im Weinberg zeigt uns Matthias zuerst die Gründüngung, die auf den bereits umgestellten Flächen ausgebracht wurde und wir sehen, wie sich Schmetterlinge, Bienen und Hummeln sichtlich wohlfühlen. Gedüngt wird mit organischem Dünger, Pferdemist vom nahegelegenen Gestüt in Moritzburg. Gespritzt wird gegen Mehltau und andere Krankheiten, für die Weinreben anfällig sind, mit im Bio-Weinanbau zugelassenen Mitteln wie Backpulver oder Molke. Wenn es nicht zu vermeiden ist, kommen auch Schwefel und Kupfer in geringen Mengen zum Einsatz, hier sind die erlaubten Grenzwerte deutlich niedriger als im konventionellen Weinanbau. Stolz zeigt uns Matthias Schuh seine eigene Versuchsfläche. Hier nimmt er sich viel Zeit, um gewissenhaft mit verschiedenen biologischen Mitteln zur Pflanzenstärkung und gegen Krankheiten zu experimentieren. „Der biologische Weinanbau hat zwar in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, aber es gibt immer noch genug offene Fragen und Forschungsbedarf. Letztlich muss jeder Winzer selbst herausfinden, was für seine Lagen nötig ist, um eine optimale Qualität der Trauben zu erzielen.“, erklärt uns Matthias Schuh.
[audio:http://www.livona.de/wp-content/uploads/2012/08/3-ertragseffizienz-und-qualitaet.mp3|titles=Ertragseffizienz und Qualität]Dazu dient auch das Herausschneiden von bis zu 50 Prozent der Trauben. Mit dieser Ertragsminderung erhöht sich die Qualität der verbleibenden Weintrauben. Hier auf dem Klausenberg haben wir einen einzigartigen Blick über die Weinhügel und die sich im Tal dahin schlängelnde Elbe bis hinüber zur Meißner Albrechtsburg. Da lässt es sich arbeiten, was pro Hektar am Hang bis zu 800 Stunden im Jahr bedeutet. Ein kleines Team von neun festangestellten Mitarbeitern unterstützt Familie Schuh bei ihrer Arbeit. Ein Dampfer grüßt täglich gegen 10 Uhr – das bedeutet Frühstückszeit im Weinberg, auch den Feierabend läutet der Dampfer gegen 16 Uhr auf seinem Weg elbaufwärts ein. (Wer genauso wie wir, den wunderbaren Blick am Klausenberg genießen möchte, kann das bei Weinwanderungen mit anschließender Verkostung tun.)
Eine kleine Weinprobe
Zurück im Dreiseit-Hof der Familie Schuh, dürfen wir noch einige Tropfen verkosten. Wir beginnen mit einem jungen, leichten, angenehm fruchtigen Goldriesling, machen einen Abstecher zu einem Cuveé aus Weißburgunder und Riesling, weiter mit dem Meißner Schieler – einem spritzigen Rosé und landen beim Rotwein. Einem angenehm leichten Spätburgunder, einem kräftigeren, weichen Regent und einem intensiven Dunkelfelder. Obwohl die Rotweine bis zu 13 Monate in französischen Barrique-Fässern lagerten, haben sie eine ausgewogene Tanninstruktur und ihre rebsortentypische Aromatik behalten.
Die Zukunft im Weinhaus Schuh
Wenn er sich sicher ist, dass er die gleiche oder bessere Traubenqualität erreichen kann wie bisher, möchte Matthias Schuh perspektivisch die gesamte Rebfläche auf ökologischen Weinanbau umstellen. Er sagt: „Die Qualität der Weine entsteht im Weinberg.“, davon sind auch wir inzwischen überzeugt. Mich persönlich freut es ganz besonders, dass es wieder einen Betrieb mehr in Sachsen gibt, der sich der ganzheitlich, ökologischen Wirtschaftsweise verpflichtet fühlt und das nicht nur im Weinberg, sondern auch bei der Sicherung von heimischen Arbeitsplätzen und der Verarbeitung von regionalen und Bio-Produkten im eigenen Restaurant.
[audio:http://www.livona.de/wp-content/uploads/2012/08/1-qualitaet-entsteht-im-weinberg.mp3|titles=Qualität entsteht im Weinberg]Matthias Schuh ist ein Überzeugungstäter, auch wenn er zu seinem Studium mehrere Hundert Kilometer wöchentlich unterwegs ist, benutzt er eine Mitfahrgelegenheit. Außerdem wünscht er sich, dass mehr junge Leute in der Region bleiben. Er geht mit gutem Beispiel voran und bringt seine Erfahrungen, die er über Jahre im In- und Ausland (Franken, Frankreich, Neuseeland) gesammelt hat, in den Familienbetrieb ein und entwickelt sie hier vor Ort weiter.
Weine aus dem Weinhaus Schuh erhalten Sie in der Gastronomie von Dresden und Umgebung, in ausgewählten Weinhandlungen der Region und im Internetshop des Weingutes ab 9,90 Euro. (Der Preis erhöht sich übrigens trotz Bio-Zertifizierung nicht!)
Wir wünschen der Familie Schuh eine gute Ernte, die voraussichtlich Ende August beginnt, bis dahin ein optimales Klima und einen weiterhin erfolgreichen Weg beim ökologischen Weinanbau.
Einen herzlichen Dank an Matthias Schuh für die interessanten Stunden im Weinberg und auf dem Weingut der Familie Schuh.
Ein paar Zahlen
Rebfläche: 5 ha davon 0,7 ha Bio-Weinanbau der Sorte Regent,
Traubensorten: 65 Prozent Weißwein der Sorten Goldriesling, Elbling, Kerner, Weißburgunder, Grauburgunder, Riesling und Müller-Thurgau, 35 Prozent Rotwein der Sorten Spätburgunder, Regent und Dunkelfelder
Gesamtjahresproduktion: 60.000 – 80.000 Flaschen davon ca. 3000 bio-zertifiziert
Sehr geehrter Herr Schuh,
nun habe ich Sie gefunden den Bio Winzer in unser region.
Ich möchte in nahe zukunft ein Bio Restorant in Leipzig eröffnen und suche für das
guten Essen einen guten Weißwein trocken ,und ein halbtrocknen Weißwein,
sowie ein trokenen Rotwein und ein halbtrocknen Rotwein der zu der
Speisekarte passt, Wild, Lamm, Geflügel und Fisch.
Ich würde mich freuen wenn Sie mir ein paar vorschlege unterbreiten können.
Mit freundlichen
Susanna Schubert
Hallo Susanna, wir sind nicht das Weinhaus Schuh. Ich habe mir erlaubt, ihren Kommentar an das Weinhaus Schuh weiter zu leiten.
Es gibt noch mehr Bio-Weingüter in der Region. Wenn Sie Interesse haben, können Sie sich gern per E-Mail bei uns melden.
Alles Gute weiterhin im erfolgreichen Bio-Anbau! Ich wünsche Dir / Euch viel Zuspruch und reichliche Genießer!