Von Adina, 23. Oktober 2013

Adoratio: Bio-Schokolade aus Sachsen

Die Adoratio Schokoladenkunst Naschwerk GmbH & Co. KG ist die erste biozertifizierte Schokoladenmanufaktur Sachsens

Den Zeitpunkt für unseren Besuch in Susanne Englers kleiner Schokomanufaktur hätten wir nicht besser wählen können. Auch wenn der Hochsommer der natürliche Feind guter Schokolade ist, zeigten sich die blühenden Wiesen des kleinen Örtchens Thürmsdorf in der Sächsischen Schweiz von ihrer besten Seite und lieferten genügend Argumente, warum sich die junge Autodidaktin an diesem Ende der Welt niedergelassen hat.

Arbeit in der Schokoladenmanufaktur

Bio Schokolade aus Sachsen

„Jetzt im Sommer kann ich nur vormittags produzieren, wenn es zu warm wird, ist die viele Schreibarbeit dran.“ In einem restaurierten Gewölbe unterhalb des Thürmsdorfer Schlosses hat Susanne Engler Sachsens erste Bio-Schokoladen-Manufaktur eingerichtet. In den ehemaligen Kellerräumen riecht es betörend nach warmer Schokolade. Hier wird geschmolzen, gegossen, verpackt, frankiert und telefoniert. Die engen Manufakturräume sind Kreativschmiede, Werkstatt, Büro und Logistikzentrum zugleich.

rustikales CaféIn der ersten Etage, im gemütlichen Café mit Verkaufsraum, gärt der Apfelwein von den eigenen Obstwiesen. Auch diese hat sich Slow-Food-Mitglied „Adoratio“ zertifizieren lassen.

Bei einem kleinen Spaziergang im Schlosspark zeigt uns die Gastgeberin in einer versteckten Nische die Namensgeberin der Bio-Schokoladen-Manufaktur: die „Adoratio“, die sich in zierlicher Zurückhaltung auf einem weißen Marmorsessel „anbeten“ lässt. Die Arbeit von Bildhauer Stephen Sinding aus dem Jahr 1909 steht im Garten des Thürmsdorfer Schlosses, wurde zum Abbild für „Adoration Schokoladenkunst“ und ziert die handverpackten Schokoladen, Pralinen und sonstigen Köstlichkeiten, die Susanne und ihre wenigen Mitarbeiter nach den traditionellen Grundlagen des Schokoladenhandwerks und nach den Richtlinien von Nachhaltigkeit, Regionalität und Fairem Handel unter Verwendung der besten Zutaten herstellen.

Die Suche nach Rohstoffen und Lieferanten: Ein Harter Weg zum Ziel

flüssige weiße Schokolade

Angefangen hat alles mit einem Hobby und einer unbändigen Leidenschaft fürs Naschen. Kaum zu glauben, das die kleine schlanke Frau so eine Schokoladennärrin ist. Aber Schokolade macht ja auch nicht dick.

Die Diplomsoziologin ging bei einem der letzten Dresdner Pralinenmachen nach „Feierabend“ in die Lehre und bildete sich bei Fachleuten der Branche weiter. Mit Genehmigung der Handwerkskammer und mit tatkräftiger Unterstützung von Lebensgefährte Moritz, der die Betriebswirtschaft übernahm, eröffnete Susanne Engler 2009 den ersten eigenen Laden in Pirna.

„Der Weg dahin war schwer. Die konventionelle Produktion kam für mich nicht in Frage, entweder Bio oder gar nicht. Es hat unheimlich viel Zeit und Kraft gekostet, die passenden Lieferanten für Kakao, Gewürze oder gefriergetrocknete Früchte zu finden. Später mussten Vertriebswege erschlossen und Lieferanten gefunden werden. Da sind wir immer noch dran … Aber wir spüren, dass die Kunden verstärkt auf Qualität achten und es wieder mehr in Richtung Genuss geht. Das bestätigt uns darin, hochwertige, regionale Produkte zu kreieren.“

Pralinen in der Schachtel

Bio Schokolade Gran Cru

Das Ergebnis ist, das Adoration inzwischen in Grand Cru-Qualität arbeitet. Das heißt sämtliche Kakaobohnen stammen aus einer Plantage in Peru. Geröstet wird in Dresden. Auch die möglichst einfachen Verpackungen aus holzfreiem Papier werden in Sachsen mit lösungsmittelfreien Druckfarben und Folien auf Maistärkebasis produziert. Aus der Schokolade von Adoration macht die Dresdner Biokonditorei Heller das Eis für das Café in Thürmsdorf. „Irgendwann wollen wir alles: von der Kakaobohne bis zum fertigen Produkt hier vor Ort selbst verarbeiten,“ so das Ziel von Susanne.

Dach mit SolaranlageDie neue Solaranlage, mit der künftig die Schokolade geschmolzen werden soll, entsteht gerade auf dem Dach eines Nebengebäudes, das demnächst auch die Manufaktur erweitern soll. Denn die jetzigen 70m² der Produktionstätte, der 2012 eröffneten Erlebnismanufaktur in Thürmdorf, reichen kaum noch aus. Denn immerhin umfasst die Produktpalette derzeit 66 Produkte, Tendenz steigend. „Gerade in der Vorweihnachtszeit treten sich meine Helfer auf die Füße, da wird es eng.“

Knoblauchpralinen und schokolierte Tomaten

Da sich auch die Kurse rund um das Thema Schokolade bei Adoratio zunehmender Beliebtheit erfreuen, wäre eine Erweiterung willkommen. Bis es soweit ist, arbeitet Susanne an neuen Kreationen, von Knoblauchpralinen über Schokoladen mit Macawurzel und Fleur de Sel, bis hin zu schokolierten getrockneten Tomaten.

Neben den Feinkost- und Bioläden und den Verbrauchergemeinschaften in Dresden und Pirna werden Adoratio-Produkte nun auch schon in Leipzig und Chemnitz verkauft. Oder man nutzt den Onlineshop.

altes Gebäude mit Café

Am Ende sind wir von Livona selig und wollen Stift und Kamera gegen Koch-Schürze und Kakaobohnen tauschen. Doch Schuster bleib bei deinen Leisten und so überlassen wir Susanne die Hoheit über ihre meisterlichen Verführungskünste und wir schnüffeln weiter nach den Schätzen angenehmer Lebensart. Meistens kritisch, diesmal einfach nur hingerissen. Man möge uns die Schwärmerei verzeihen.

2 Antworten auf Adoratio: Bio-Schokolade aus Sachsen

  1. christina crone sagt:

    Ich bin auf euch durch MDR figaro aufmerksam geworden und an den Produkten und der herstellung sehr interessiert. Kann man bei Euch auch noch zum Weihnachtsfest Pralinen bestellen? Ich vermisse eine Propduktpalette und Telefonnr. für eine telefonische Bestellung.
    Gibt es auch termine für “ workshops“ zur Schokoladenherstellung?
    Liebe Grüße

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