Von itti, 4. Februar 2015

ARTE+7 – Natur – Spekulationsobjekt mit Zukunft

Interessanter Ansatz oder Irrweg?

Gestern Abend habe ich mir auf ARTE die Sendung „Natur – Spekulationsobjekt mit Zukunft“ angesehen.

Ich wollte wissen, ob es ein interessanter Ansatz sein könnte, unsere „Natur“ zu bewerten und sie damit wertvoller zu machen. An einigen Stellen war der Bericht schwer zu ertragen, dabei hat Arte versucht, Befürworter und Gegner solcher Szenarien gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen.

Mich hat die Sendung darin bestärkt, dass es keine Alternative sein kann, dass Unternehmen nach gut dünken mit ihren Produkten die Umwelt belasten und sich dann über Umweltbanken ein reines Gewissen erkaufen, indem sie irgendwo auf der Welt ein „paar Bäume“ aufforsten lassen.

Jetzt will ich nicht alle Firmen über einen Kamm scheren, einige engagieren sich wirklich ehrlich. Die Unternehmen sind gar nicht so weit weg, DHL, oder UPS z.B. bieten einen CO2 neutralen Versand an. Sie gleichen die beim Transport entstandene CO2 Emission aus, indem sie Umweltprojekte finanzieren. Welche sind das?

Da sollten wir auch mal genauer hinsehen, worin der CO2 Ausgleich konkret besteht und wie sich diese grüne Investition auf das unmittelbare Umfeld und ihre Menschen auswirkt.

Viele Fragen kommen in diesem Zusammenhang auf. Wir von Livona wollen es, mal wieder, genauer wissen und stellen unsere Fragen an einige ökologische und Bio-Versandhändler sowie Transportunternehmen.

Memo – Bürobedarf nachhaltig einkaufen und die All-BIO Naturkost GmbH fragten wir:

– In wieweit suchen Sie ihre Transportunternehmen nach umweltfreundlichen Gesichtspunkten aus und worauf legen Sie dabei besonderen Wert (z.B. CO2 neutraler Versand)?
– Wie stellen Sie einen möglichst umweltschonenden Versand (z.B. Auswahl der Verpackungen, der Füllstoffe) ihrer ökologischen (Bio-)Produkte sicher?
– Welche weitere Aktivitäten in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden aktuell von Ihnen in Angriff genommen?
– Welche Erfolge konnten Sie bereits erzielen?

Arte-Doku Naturspekulation

Foto: © Via Découvertes

Den Transportunternehmen DHL und UPS stellten wir folgende Fragen:

– Sie versenden CO2 neutral – In welche Projekte investieren Sie aktuell, um die CO2 Emission auszugleichen?
– Nach welchen Kriterien wählen Sie diese Projekte aus?
– In wieweit sind ihre Auslieferungsfahrzeuge bereits umweltfreundlich aufgestellt?
– Werden weitere Aktivitäten in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit von Ihnen in Angriff genommen?
– Welche Erfolge konnten Sie bereits erzielen?

Wir sind gespannt auf die Beantwortung unserer Fragen.

Jetzt seit auch ihr gefragt!

Stellt Versandhändlern und Transportunternehmen, die ihr kennt, die gleichen Fragen und teilt die Antworten auf Livona.

Wir freuen uns über eure Kommentare!

Foto: © Via Découvertes
Dokumentarfilm 2014: Regie – Sandrine Feydel, Denis Delestrac

2 Antworten auf ARTE+7 – Natur – Spekulationsobjekt mit Zukunft

  1. Oliver sagt:

    Hallo,

    auch ich habe gestern die o.g. Dokumentation gesehen und war länger hin- und hergerissen, da die Gegenargumente lange Zeit rein polemischer Natur waren („die sind verrückt“).

    In meinen Augen sind aber die gewichtigsten Argumente, welche gegen die Logik des „Null Nettoverlustes“ an schützenswertem Gebiet sprechen, bio- und geologischer Natur.
    Eine Wiederaufforstung von Regenwald, Sumpfgebiet, etc. kann man (in meinen Augen) nur dann als wahres Naturkapital bezeichnen, wenn es sich reproduzieren kann. Eben das scheint aber bei den meisten „grünen“ Ausgleichsprojekten nicht der Fall zu sein. Boden ist eben nich nur Erde. Es kann als Lebensform aufgefasst werden, sollte aber wenigstens als eigenes Biotop verstanden werden. In den FIlmbeispielen war eindeutig zu sehen, dass das, was Firmen derzeit unter Kompensation der Natur verstehen, reine Augenwischerei ist. In diesem Sinne (was euch ja ebenfalls interessieren dürfte, wenn zwischen „Guten“ und „Bösen“ differenziert werden soll) steht die Evaluation ebenjener Projekte an allererster Stelle. Es muss schon heute klar sein, ob das was einem am anderen Ende der Welt als Renaturierung verkauft wird auch nachhaltig ist. Das heißt, dass der Boden nicht in 30 Jahren vollständig erodiert sein sollte, aber genauso selbstverständlich sollte es sein, reine Monokulturen zu vermeiden.

    Ganz abgesehen von diesen Problemen stellt sich natürlich die grundlegende Frage ob bewiesenermaßen unvollständige Kapitalmärkte der richtige Mechanismus zur Auswahl schützenswerter Bereiche sind.
    Schließen möchte ich mit Mark Tercek’s (PDG, The Nature Conservancy) Worten: „Sollen wir auf alles verzichten und nichts wagen, weil es vielleicht schief gehen könnte?“
    Als gelernter Volkswirt ist meine erste Antwort: „Kommt drauf an.“
    Aber worauf? Dass die Erde nicht vollständig unbewohnbar wird? Und was sind überhaupt die Risiken? Was würde passieren, käme es auf diesem neuen Markt zu einem Crash? Die Kurse der Banken, aber auch der Rechte für Verschmutzung und Zerstörung würden vermutlich rapide fallen, doch was dann? Haben all jene Entwicklungsländer plötzlich das Nachsehen, weil sich herausstellt, dass das Recht auf Verschmutzung doch nicht so viel „wert ist“ wie angenommen, sodass sich eine neue, legitimierte Welle zerstörerischer Wirtschaft in der südlichen Hemisphäre ausbreitet? Oder kann ein solcher Preissturz nur temporär sein, da diese Verschmutzungsrechte Wertanlagen mit realistischem Wachstumspotenzial sind? Wie auch immer das auf den wahrscheinlichen Crash folgende Szenario aussieht, man sollte sich vorher zumindestens Gedanken drüber gemacht haben.

    • Birgit sagt:

      Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Die Dokumentation kann natürlich nur eine Auswahl an Projekten zeigen. Als Optimist gehe ich mal davon aus, dass es durchaus auch die wirklich nachhaltige Aufforstung von Regenwald (ohne Monokultur etc.) gibt. Dass es Unternehmen tatsächlich schaffen, geschädigte Umwelt nachhaltig zu renaturieren, glaube/hoffe ich auch.
      Aber zwei Dinge bleiben in meinen Augen gesellschaftsbedingt trotzdem. Kapitalismus bedeutet in aller Regel Wachstum und Maximalprofit und steht somit im Gegensatz zum Schutz der Umwelt. Denn der kostet erst einmal Geld und bindet Ressourcen im Unternehmen. Der Gewinn an Image und an Lebensqualität für die Menschen im Umfeld steht meist auf einem anderen Blatt, und ist nicht sofort mit Geld zu bewerten.
      Der richtige Ansatz wäre doch, sich nicht von „Umweltsünden“ frei zu kaufen, sondern gar keine erst entstehen zu lassen. Die Unternehmen könnten in ihre eigene Technologie investieren, umweltfreundliche Arbeitsabläufe entwickeln und Umweltverschmutzung vermeiden. So wäre aus meiner Sicht allen geholfen und die Unternehmen könnten zudem mit ihrem umweltfreundlichen Gewissen punkten. Hier muss ein Umdenken erfolgen, was nicht nur nach dem kurzfristigen Maximalprofit schaut sondern etwas weiter. Da sind auch die Anleger/Aktionäre in der Pflicht.
      Memo und DHL haben mir schon Antworten geliefert, die in Kürze auf Livona zu lesen sind.

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