Bei unserem Gespräch mit chillizimt, alias Katrin Kropp, ging es nicht einfach nur ums „Puppennähen“. Katrin Kropp schafft kleine Kunstwerke als Momentaufnahme und kleine Denkmäler für ihre Vorbilder. Denn hinter fast jeder Schöpfung steckt eine reale Person. „Meine Omas sitzen hinter uns.“
Aus altem Stoff werden menschliche Attribute
Am liebsten kreiert sie Alltagspersönlichkeiten. Dann sitzt die Autodidaktin 10 bis 14 Stunden, um die Löbtauer Bibliothekarin in Leinen zu verewigen. Grundmaterial ist Leinentuch. „Weil der Stoff es nicht zulässt, besonders viele Feinheiten im Gesicht zu modellieren, versuche ich andere äußerliche Attribute zu finden, die den Charakter der Puppe ausmachen.“ Und das plant sie bis ins Detail. Aus der eigenen großen Stoffsammlung und Stoffresten, die inzwischen bei ihr regelmäßig ins Haus flattern – darunter auch viele alte Stücke, die es heute nicht mehr gibt – näht Katrin Kropp, verspielte, witzige und gut beobachtete Details. Dass ihr dabei der Schalk immer im Nacken hockt, sieht man den Puppen an. „Jede meiner Puppen hat einen Schlübbi an. Ordnung muss sein.“
Sammlerpuppen als Auftragswerk
Immer häufiger arbeitet die gelernte Schauwerbegestalterin, die heute als Personalerin bei einer großen Spedition in Dresden arbeitet, an Auftragswerken. „Ich bitte die Kunden dann, die Person, um die es geht, so genau wie möglich zu beschreiben, ihren Gang oder ihr Lachen. Unlängst gab mir ein junger Mann den Auftrag, seine große Liebe – seine Frau – als Puppe zu gestalten. In Ton hatte er sie schon.“ Zu jeder Puppe gibt es dann ein Zertifikat als Unikatsnachweis und eine kleine Geschichte, die Katrin Kropp beim Werkeln fast immer unwillkürlich einfällt.
Gut gewürzt
So sind in sieben Jahren „chillizimt“, übrigens die Lieblingsgewürze der Künstlerin, an die 70-80 Puppen entstanden. Eine Auswahl davon präsentiert sie zur Zeit unseres Gesprächs im Kleinbauernmuseum in Reizendorf, nahe Dresden. „Ich wohne direkt gegenüber und bekomme so schnell Feedback. Hier geht es nicht ums verkaufen, sondern nur darum, schöne Dinge zu zeigen.“ Dem können wir bei unserem Besuch in diesem Kleinod der ländlichen Kulturpflege nur zustimmen. Dabei wirkt der 300 Jahre alte, original erhaltene Dreiseit-Kleinbauernhof alles andere als eine Puppenstube. Inmitten der liebevoll zusammengetragenen Gegenstände wird Geschichte lebendig. Hier steht die Zeit still und man erhält den oft so notwendigen Verweis auf entbehrungsreiche Zeiten.
Vielleicht sogar ein gewollter Kontrast. Selbstironisch fast Katrin Kropp ihre Leidenschaft zusammen. „Dinge, die die Welt nicht braucht.“ Aber die Arbeit an den Puppen ist ihr Ausgleich zum Leistungsdruck und verschafft ihr Entspannung zum Arbeitsalltag. Da das aber offenbar noch nicht ausreicht, geht sie noch regelmäßig in die Trickfilmwerkstatt und macht Filme. Wir fragen, ob ihre Familie dabei nicht zu kurz kommt. Ihre Kinder sind 18, 15 und 7 Jahre alt, gut durchorganisiert und zur Selbständigkeit erzogen. „Das lässt sich schon alles managen.“
Die Sammlerpuppen von chillizimt kosten zwischen 200-250 Euro. Die Bestellzeit beträgt etwa 14 Tage.
Wir freuen uns darauf, Katrin Kropp auf dem 3. Fairen Weihnachtsmarkt in der Dresdner Dreikönigskirche wiederzusehen und danken herzlich für das Gespräch.