Von itti, 22. April 2015

Ökofashion seit 30 Jahren – Maas Natur

Viele Unternehmen, die heute  Bio-Produkte und Naturwaren herstellen, können schon auf eine lange Tradition verweisen. So ist nicht nur farfalla 30 Jahre am Markt, auch der auf Naturmode spezialisierte Familienbetrieb Maas Natur feiert in diesem Jahr sein 30jähriges Jubiläum. Dazu möchten wir herzlich gratulieren, aber vor allem mehr über Maas Natur erfahren.

Wir konnten den Geschäftsführer von Maas Natur, Reinhard Maas, interviewen. Hier unsere 10 Fragen an Reinhard Maas:

Livona: Sie führen mit Maas Naturwaren ein großes Familienunternehmen, sind in verschiedenen Fachverbänden und sozialen Projekten engagiert, bleibt da noch genug freie Zeit?

Gisela Kaufmann-Maas und Reinhard Maas

Reinhard Maas: Die Firma gehört zu unserem Leben. Wir haben nie Arbeit und Familie getrennt. Wichtig ist, dass genügend Zeit für Urlaub und Familie bleibt. Und das gelingt immer noch ganz gut.

Livona: Wenn ja, was machen Sie am liebsten in ihrer freien Zeit?

Reinhard Maas: Als Ausgleich bin ich sehr gerne aktiv unterwegs. Ich fahre Mountainbike und auch Rennrad. Eine Woche im Jahr geht es mit Freunden los; letztes Jahr mit dem Mountainbike in Marokko im Atlasgebirge. Da denke ich gar nicht mehr an die Firma.

Livona: Sie bieten in ihren Geschäften und in ihrem Online-Shop ein rundum Sorglospaket in puncto Natur-Mode an. Das Design wird in ihrer Firma entwickelt, produziert wird in Deutschland und der Türkei , ihre Produkte sind kbA, kbT oder GOTS zertifiziert, Sie betreiben eine Solaranlage und vieles mehr. Gibt es etwas, was Sie noch besser/noch konsequenter machen wollen? Geht das überhaupt?

Reinhard Maas: Es gibt immer etwas, das man besser machen kann und auch wir arbeiten täglich daran. Dabei liegen uns aber die Menschen ganz besonders am Herzen, denn wir wollen nicht nur durch unsere Produktionsprozesse, sondern auch durch gesellschaftliches und soziales Engagement zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen. Schade finde ich, dass unsere Branche auch nach 30 Jahren nur eine Nische bedient und die Masse der Bevölkerung vielleicht ökologisch denkt, aber nicht entsprechend handelt.

Livona: Naturmode ist im Mainstream angekommen, das war ja nicht immer so. Gab es eine Zeit oder Situation, in der Sie am liebsten alles aufgegeben hätten?

Reinhard Maas: Im Mainstream angekommen, ist ganz sicher das Wissen über die Produktionsbedingungen von konventioneller Mode und das nur fair und nachhaltig produzierte Mode eine echte Alternative sein kann, aber dieses auch konsequent umzusetzen, das ist im Mainstream noch nicht angekommen, denn auch nach über 30 Jahren macht „Ökomode nur maximal 5% aus. Einer massenhaften Verbreitung ökologisch und fair produzierter Mode steht unserer Meinung nach vor allem der Aspekt des geringen Profits auf Seiten der Produzenten und Labels, auf der anderen Seite der höhere Preis für ökologische Produkte für den Verbraucher entgegen.

Livona: Viele bekannte Bio-Marken gehören inzwischen zu größeren Konzernen. Wie schwierig ist es aktuell, ein Unternehmen im Bereich Naturwaren als reinen Familienbetrieb zu führen?

Gruppenfoto mit Frau Kaufmann-Maas

Reinhard Maas: Bisher ist uns das ganz gut gelungen. Ob meine Kinder den Betrieb irgendwann übernehmen, ist noch nicht geklärt. Auf keinen Fall würde ich den Betrieb an einen Nachfolger abgeben, der unsere Philosophie nicht teilt.

Livona: Nach welchen Kriterien suchen Sie ihre Rohstofflieferanten und Produktionsstätten aus?

Reinhard Maas: Bei der Auswahl unserer Lieferanten ist es uns wichtig ein langfristiges und vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. So kennen wir fast alle unsere Lieferanten und Produktionsstätten persönlich, die darüber hinaus auch GOTS zertifiziert sind. Eine Zusammenarbeit ist auch erst dann möglich, wenn die Lieferanten, einen von uns entwickelten Maßnahmenkatalog erfüllen und unterzeichnet haben.

Livona: Ihre Bio-Baumwolle stammt aus der Türkei, woher kommen Leinen, Wolle und Co.?

Reinhard Maas: Der Leinen für unsere Eigenproduktion stammt aus Frankreich. Bei Kollektionsteilen, die wir dazu kaufen, stammt er aus Litauen oder Bulgarien. Unsere Wolle kommt aus Peru, Südafrika und teilweise Australien.

Livona: Gibt es vegane Schuhe aus Naturmaterialien bei Ihnen?

Reinhard Maas: Ja, zum Beispiel unser Hanf Sneaker oder unsere Badesandale.

Livona: Wie schätzen Sie die Entwicklung des Naturwaren-Marktes in den nächsten Jahren ein? Welchen ganz persönlichen Wunsch haben Sie für die Zukunft?

Reinhard Maas: Ich würde die Fragen gerne zusammen beantworten, da sie eng miteinander verknüpft sind. Dass ökologisch-faire Mode ein Massenphänomen wird, ist ein schöner Gedanke. Realistisch betrachtet, glaube ich allerdings nicht, dass das in naher Zukunft passieren wird, obwohl es natürlich immer unsere Vision sein muss. Ein wichtiger Schritt wäre aus meiner Sicht, das Thema Mode noch weiter ins Bewusstsein zu rücken und den Menschen klarzumachen, dass ein T-Shirt, das für 4,95 Euro verkauft wird, nicht unter anständigen Bedingungen produziert worden sein kann und das sowohl in ökologischer als auch ethischer Hinsicht.

Es kann gar nicht früh genug einsetzen, wenn Kinder schon in der Schule erfahren, wieviel Wasser zum Beispiel verbraucht wird, um ein T-Shirt oder eine Jeans zu produzieren, wie es den Baumwollbauern in Indien geht, die gezwungen werden Pestizide zu spritzen und dadurch krank werden und dass es kleine Kinder gibt, die als Textilsklaven arbeiten müssen, damit wir unsere Kleidung möglichst billig bekommen, werden sie vielleicht später als Erwachsene bewusster einkaufen oder öfter nach den Produktionsbedingungen fragen. Zu dieser Bewusstseinsbildung möchten wir beitragen und für einen Wandel im Konsumverhalten eintreten.

Vielen Dank an Reinhard Maas für die Beantwortung unserer Fragen.

Es stimmt mich schon etwas traurig, dass auch nach 30 Jahren ökologische und fair produzierte Mode immer noch ein Nischendasein von gerade einmal 5% fristet. Wenn dann mal wieder ein schlimmes Unglück in einer asiatischen Textilfabrik passiert, ist der Aufschrei und die Bestürzung groß, aber es ändert sich nichts.

Ich bin immer richtig sauer, wenn ich die vielen, nicht nur jungen Leute sehe, die mit mehreren großen Papiertüten voller Klamotten z.B. aus Primark spazieren, und sich über ihre Schnäppchen freuen. Weniger wäre in diesem Fall mal wieder mehr! Da ist noch viel Aufkärungsarbeit nötig!

Aber es gehr auch anders, wie bei Maas Natur. Sie engagieren sich u.a. in einem Schneider-Projekt in Kenia.

Ziel war es, den 18-jährigen Jugendlichen nach dem Nice View Kinderheim eine berufliche Perspektive zu geben und sie in den Berufseinstieg zu begleiten. Das Kinderheim liegt in Msambweni, eine kleine Stadt im Süden Kenias und entstand auf Initiative von Familie Dürr mit ihrem Projekt Schwarz-Weiß e.V.
Familie Maas war bei ihrem Besuch im Nice View Kinderdorf so von dem Projekt und der positiven Atmosphäre beeindruckt, dass sie spontan beschlossen, den Aufbau der Schneiderwerkstatt durch eine Spende zu unterstützen.

Ökologische Mode, die fair produziert wurde, findet ihr im Maas Natur Online-Shop und in den Maas Natur Läden in Gütersloh, Bielefeld, Oldenburg, Hamburg, Berlin, Münster, Frankfurt und Bad Homburg.

– Wart ihre schon Klamotten shoppen?
– Wo kauft ihr eure Mode ein?
– Was ist euch beim Klamotten-Kauf besonders wichtig?

Wir freuen uns auf eure Kommentare.

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