Von itti, 9. Dezember 2015

PROLANA – natürlich gut schlafen

Wisst ihr, was mich immer wieder motiviert, auf Livona zu schreiben? Wir lernen immer wieder neue, interessante, grüne Produkte und Unternehmen kennen. So auch kürzlich, da stolperte ich über eine hellgrüne Wärmflasche in einem flauschig weichen Plüschbezug. Ja, jetzt werden sicher Einige sagen, Wärmflasche, das ist nun auch nicht gerade etwas Neues. Aber diese Flasche kennt ihr ja vielleicht doch nicht!

Prolana Wärmflasche im Plüschbezug verstecktDie Wärmflasche stammt von PROLANA, einem Naturbettwarenhersteller aus Waldburg-Hannober in der Nähe von Ravensburg. Dort werden seit 25 Jahren Bettwaren und Matratzen aus Naturmaterialien hergestellt. Ein Hauptrohstoff ist Naturkautschuk, aus dem auch besagte Wärmflasche besteht. Zur Unternehmens-Philosophie und besonders zu Naturkautschuk hatte ich ein paar Fragen, die mir der PROLANA Geschäftsführer Norbert Baldauf ausführlich beantwortet hat.

Livona: PROLANA stellt seit 25 Jahren Matratzen und Bettwaren her. Wie sind Sie auf die „Matratze“ gekommen? UND – arbeiten Sie seit Beginn ausschließlich mit Rohstoffen aus kbA., kbT. und anderen nachhaltigen, fairen Projekten?

Norbert Baldauf: Den Ausschlag gab der Lindan-Skandal in den achtziger Jahren. Ich arbeitete damals in der Produktion und Vermarktung einer Schäfereigenossenschaft, die unter anderem Bettwaren fertigte. Der Anteil an Naturfaser- und Naturhaarfüllungen im Bettwaren-Bereich war damals insgesamt zwar etwas höher als heute, um Schadstoffe scherte man sich aber kaum. Bis zum besagten Lindan-Skandal. Er brachte ans Tageslicht, dass die übliche Behandlung der Schafe mit lindanhaltigen Mitteln zu hochgradiger Pestizid-Belastung des Wollfetts führte. Damit waren Pestizide im Bett gelandet – in dem Ort, in dem wir mehr als ein Drittel unserer Zeit verbringen! Ich beschloss, ein Unternehmen zu gründen, das Menschen in ein gesundes, natürliches Umfeld bettet und respektvoll mit allen am Produktionskreislauf beteiligten Menschen und der Natur umgeht. Genau das macht Prolana bis heute. Seit Beginn verwenden wir natürliche Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau oder kontrolliert biologischer Tierhaltung. Wir waren damals die ersten Bettwaren-Hersteller überhaupt, die neben Schafwolle aus kbT auch Baumwolle aus kbA nutzten. Unsere Matratzen bestehen vor allem aus Naturkautschuk: Das natürliche Material gehört zu den Weltmeistern in der CO2-Absorption und ist am Ende seiner Lebenszeit biologisch abbaubar.

Prolana Wärmflasche im Plüschbezug aus Bio-BaumwolleLivona: Wie haben Sie Ihre Partner für Rohstoffe aus kbA., kbT. usw. gefunden?

Norbert Baldauf: Hervorragende Qualität, bio und fair gehandelt lauten die Kriterien für die Rohstoffe, die wir anwenden. Wir suchen Primärproduzenten, wie zum Beispiel Baumwollbauern, Gummizapfer oder Schafhalter, und lernen sie persönlich kennen. Manchmal arbeiten die Produzenten bereits mit einem Verarbeiter, in anderen Fällen suchen wir ein geeignetes Unternehmen – möglichst nahe bei den Produzenten, denn der Mehrwert durch die Weiterverarbeitung soll im jeweiligen Land bleiben. Wenn nötig, helfen wir bei der Biozertifizierung und arbeiten gemeinsam mit Produzenten und Verarbeitern an einem geeigneten Fair Handelskonzept. Patentlösungen gibt es nicht. Bei speziellen Produkten wie beispielsweise einer schwer herzustellenden Stoffqualität suchen wir zunächst einen geeigneten Produzenten und bauen dann ‚rückwärts’ den Kontakt zu den Primärproduzenten auf. Und wir suchen tragfähige, dauerhafte Lösungen, auch wenn das Zeit und Geld kostet. So ist Prolana eines der Gründungsmitglieder des Fair Rubber e.V. Die Organisation setzt das bisher einzige Fair Handelskonzept für Naturkautschuk um.

Prolana Wärmflasche aus Naturkautschuk in hellgrüLivona: Sie legen großen Wert auf faire Arbeitsbedingungen. Wie sieht das konkret in Ihren deutschen Produktionsstätten in Waldburg-Hannober und Wangen aus?

Norbert Baldauf: Wir legen größten Wert  drauf, respektvoll miteinander umzugehen! Denn neben angemessenen Löhnen heißt fair, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihren Arbeitsplatz und die Führungsmannschaft verlassen können. In jedem Leben kommt es zu Situationen, die Energie brauchen. Wir haben Verständnis für solche Zeiten und geben Menschen die notwendigen Freiräume. Das setzt natürlich Vertrauen voraus, schafft aber auch welches. Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten schon sehr lange bei uns. Auch beschäftigt Prolana viele Menschen mit unterschiedlichen Handicaps – ein Engagement, das bereits ausgezeichnet wurde. Weltweit arbeiten wir freundschaftlich mit anderen zusammen. Das zeigt sich auch an unseren Standorten in Deutschland: Menschen unterschiedlicher Herkunft engagieren sich gemeinsam für ihr Unternehmen und um ein gutes Miteinander über alle vermeintlichen Barrieren hinweg.

Livona: Wir leisten uns Matratzen mit Naturkautschuk, Jak- oder Kamelflaumhaar, andere Menschen schlafen auf Stroh. Brauchen wir solche Matratzen wirklich, sind sie nicht der pure Luxus?

Norbert Baldauf: Das erinnert mich an die frühen Jahre der Ökobewegung. Damals wurde anstandslos hartes Ökobrot gegessen, das man nur mit einer Motorsäge durchschneiden konnte; wir verzichteten gern für ein höheres Ziel. Heute setzen aufgeklärte Konsumenten Nachhaltigkeit nicht mehr mit Verzicht gleich. Das Bewusstsein für Umwelt und sozial faires Handeln ist ebenso gestiegen wie der Anspruch auf Komfort. Das ist für mich kein Luxus. Luxus ist, sich Dinge zu leisten, deren Herstellung auf Kosten von Mensch und Natur geht; oder Dinge zu kaufen, deren Kauf einer schieren Laune folgt, die man nie benutzt oder im Prinzip gar nicht will. Gesund schlafen auf fair gehandelten Matratzen, die bei Herstellung CO2 absorbieren und die überdurchschnittlich lange halten – das ist in meinen Augen kein Luxus. Im Gegensatz dazu werden Matratzen aus synthetischem Latex aus Erdöl hergestellt. Bei unseren Decken können Verbraucher auf die hohen Selbstreinigungskräfte von Tierhaaren vertrauen und die konventionelle Reinigung, die gegebenenfalls Schadstoffe ins Bett bringt, vernachlässigen. Wir sind in der Lage, anspruchsvolle Produkte im Einklang mit den produzierenden Menschen, mit Tieren und Pflanzen herzustellen und anzubieten. Wer auf dieses Angebot eingeht, schont Natur und Umwelt – und wenn er sich selbst damit gut fühlt, umso besser.

Prolana Wärmflasche Verschluss im DetailLivona: Erzählen Sie uns etwas über den, von Ihnen mit gegründeten, Fair Rubber e.V.? Was unterscheidet Naturkautschuk von „Fair Trade Naturkautschuk“?

Norbert Baldauf: Auch beim Rohstoff Kautschuk wollte ich konsequent möglichst faire Bedingungen in der gesamten Kette vom Erzeuger bis zum fertigen Produkt erreichen. Von daher war ich immer auf der Suche nach Kontrollinstanzen und unabhängigen Möglichkeiten zur Zertifizierung. Im Zuge dessen lernte ich Dr. Martin Kunz kennen. Dr. Kunz hatte sich zuvor schon erfolgreich und sehr engagiert für die faire Kautschuk-Produktion in anderen Produktbereichen eingesetzt. 2012 wurde der Fair Rubber e.V als unabhängige Kontrollinstanz gegründet und Martin Kunz zum Geschäftsführer ernannt. Der Verein ist eine Multi-Stakeholder-Initiative, das heißt eine Kooperationsplattform zwischen Firmen, die Produkte aus fair gehandeltem natürlichem Kautschuk anbieten, und Vertretern der Zivilgesellschaft, die die Ausweitung des Fairen Handels unterstützen. Er setzt sich zum Ziel, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Primärerzeuger von Gummi – Gummizapfer, Plantagenarbeiter und Kleinbauern – zu verbessern. Prolana zahlt ihnen über den Verein eine Fair Trade-Prämie von 0,50 EUR pro Kilogramm Naturkautschuk. Welche Projekte mit diesen Mitteln finanziert werden, entscheiden demokratisch die Menschen vor Ort. 2013 hat der Fair Rubber Produkte mit einem Gummianteil von rund 65 Tonnen gehandelt. Die auf diese Latexmenge gezahlte Fair Trade-Prämie konnte das Leben hunderter Familien auf den Plantagen verbessern, zum Beispiel mit Operationen, Nachhilfestunden, dem Bau von Wasserleitungen oder dem Einrichten der Altersvorsorge. Als wichtigstes Instrument für Transparenz und Außenkommunikation dient das Fair Rubber-Logo.

Livona: Wie wird Naturkautschuk eigentlich hergestellt? Können Sie das kurz beschreiben?

Norbert Baldauf: Naturlatex, also der Milchsaft des Kautschukbaums, wird am frühen Vormittag gezapft, wenn es noch kühl ist. Dazu heben die Zapfer mit einem Zapfmesser eine hauchdünne horizontale Rindenschicht ab. Dann beginnt die Latexmilch zu fließen. Eine am unteren Ende des Rindeneinschnitts befestigte Schale sammelt die Milch. Am späten Vormittag leeren Plantagenmitarbeiter die frische Latexmilch aus Schalen in Eimer und wiegen sie. Ein Mitarbeiter der Plantagenverwaltung trägt die Menge zusammen mit dem gemessenen Anteil an DRC neben dem Namen des Zapfers in ein Register ein. DRC steht für Dry Rubber Content: Er bezeichnet den eigentlichen Latexanteil, der rund 30 Prozent beträgt, der Rest ist fast ausschließlich Wasser. Ein Traktor fährt den gesammelten Naturlatex in die Fabrik. Dort stellen die Arbeiter flüssiges, zentrifugiertes Naturlatex her: Die frische Latexmilch wird gereinigt und eingedickt, in Fässer oder Tanklaster abgefüllt und an Betriebe zur Herstellung von Matratzenkernen geliefert. Das entstehende Abwasser wird geklärt und danach entweder zur Bewässerung in der Plantage genutzt oder in den nächsten Fluss geleitet. Für die Herstellung von Matratzenkernen wird der zentrifugierte Naturlatex dann zu einer Art „Sahne“ aufgeschäumt, in Formen gefüllt und vulkanisiert, also sozusagen gebacken. Bei der Vulkanisierung verbinden sich Moleküle netzartig untereinander. Dadurch entstehen haltbare und elastische Matratzenkerne. Diese Kerne werden schließlich nach Deutschland verschifft. Um die Bäume zu schonen, ritzen Zapfer die Rinde nur alle zwei bis drei Tage frisch an; das Mindestalter der Gummibäume beträgt fünf Jahre.

Prolana Wärmflasche Verschluss offenLivona: Die Wärmflasche ist „Hellgrün“, welche Farben werden dafür verwendet?

Norbert Baldauf: Wir verwenden Naturfarbstoffe. Nano-Partikel oder Ionen kommen in unseren Farben nicht vor. Die grünen Farbpigmente sind aus „Organic Toner“.

Livona: Wie pflege ich eine Wärmflasche aus Naturkautschuk, um lange Freude an ihr zu haben?

Norbert Baldauf: Das wichtigste ist: die Wärmflasche nach jedem Gebrauch leeren. Das Ausschütten des Wassers gehört also zum morgendlichen Ritual dazu. Zum Trocknen hängt man die Wärmflasche mit der Öffnung nach unten auf oder stellt sie hin, und am besten bleibt der Deckel während der Ruhezeiten geöffnet, um Luft hineinzulassen. Feuchtigkeit in Verbindung mit organischem Material kann sonst zu Schimmel führen. Ab und an empfiehlt es sich, den Verschluss zu kontrollieren: Schließt er noch dicht ab? Flüssigkeiten außer Wasser haben in Wärmflaschen nichts verloren, und ein Erhitzen in Mikrowellen schadet bloß. Starke Sonneneinstrahlung tut ihr nicht gut, also nicht direkt unter das Badezimmerfenster legen. Nutzt man die Wärmflasche, achte man darauf, sie zu einem Drittel mit heißem, auf keinem Fall kochendem Wasser zu füllen und dann sorgsam die Luft auszupressen. Direkt auf der Haut sollte die Flasche nicht liegen – nicht, um die Flasche zu schonen, sondern die Haut. Unser Baumwollplüsch-Bezug ist also nicht nur hübsch und kuschelig, sondern leistet auch ganz praktische Dienste.

Herzlichen Dank an Norbert Baldauf für das Interview.

Wer von euch jetzt Naturkautschuk in Form einer Wärmflasche in den Händen halten möchte, der kann gern an unserer Verlosung teilnehmen. Gemeinsam mit PROLANA verlosen wir eine große (2 Liter) Wärmflasche aus Naturkautschuk mit einem Plüschbezug aus 100% kbA. Baumwolle im Wert von 25,90 Euro.

Dazu wollen wir von euch wissen: Wie heißt der Verein, den Norbert Baldauf mit gegründet hat, bei dem es um Naturkautschuk geht? Die Antwort habt ihr sicher oben im Text gelesen!

Eure Antwort sendet bitte bis 14.12.15 an info@livona.de oder hinterlasst sie als Kommentar gleich hier auf der Seite. (Eure Kontaktdaten sind für Andere nicht sichtbar.) Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Alle PROLANA Produkte findet ihr auf www.prolana.com.

Unser Gewinner ist gezogen. Gewnonnen hat Norbert S., herzlichen Glückwunsch und immer warme Füße. 😉

Eine Antwort auf PROLANA – natürlich gut schlafen

  1. Mario sagt:

    Hallo,
    wieder ein interessanter Artikel.
    Ein sehr schönes und hilfreiches Produkt. Mann sieht doch auf den Fotos, dass diese Wärmflasche Qualität ist.
    Gruss,
    Mario

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