Von itti, 7. Juni 2013

So Schön – so friedlich – so tückisch

Elbehochwasser am 06. Juni 2013 – Pegelstand Dresden 8.76 m

Hochwasser in TolkewitzLange hatte ich überlegt, ob das Hochwasser ein Thema für unseren Blog ist. Nach vielen emotionalen Bildern und einer unruhig durchschlafenden Nacht, machte ich mich heute Morgen auf, um ein paar „schöne Fotos“ zu schießen und dabei über den Umgang mit unserer Natur nachzudenken.

 

Hochwasser im Großen Garten Dresden

Spiegelbild Palais Großer GartenMeine erste Station war der Große Garten, mit viel Grün, dem Palais und dem Carolasee, der vom Kaitzbach gespeist wird. Alle Wege, die in den Großen Garten führen, waren gesperrt und mit Schildern versehen, „Vorsicht Lebensgefahr durch umstürzende Bäume“. Am Anfang fand ich das etwas übertrieben aber kurze Zeit später sah sich, dass der östliche Teil tatsächlich in weiten Teilen unter Wasser stand und der Boden völlig aufgeweicht war. Trotzdem habe ich es gewagt, ein Foto vom Palais im Großen Garten zu machen, man sah auch, dass das Wasser schon wieder auf dem Rückzug ist.

Auf meinem Weg Richtung Innenstadt fuhr eine Kolone von Fahrzeugen der Bundeswehr an mir vorbei, was wieder Erinnerungen an die „Flut“ 2002 erwachen ließ, als in Dresden sehr viele Armeefahrzeuge und Hubschrauber unterwegs waren, es ansonsten gespenstisch still in der Stadt war.

Hochwasser an der Brühlschen Terrasse Dresden

Oben auf der Brühlschen Terrasse angekommen, sah ich schon von Weitem die Schiffe der Dresdner Weißen Flotte, die auf dem besten Weg waren, auf „Augenhöhe“ mit Ihr zu kommen. Normalerweise sieht man die Dampfer erst, wenn man recht nah an das Geländer der Brühlschen Terrasse gelangt ist und tief nach unten schaut. Aus unserer beschaulichen Elbe ist mal wieder ein reißender Fluss geworden, der nicht nur Touristen anzieht, sondern auch jede Menge Treibgut mit sich führt. Die Schutzwände an den beiden Durchgängen Richtung Neumarkt und Frauenkirche halten, auch dank der Helfer und Helferinnen, die die Wände mit ganz vielen Sandsäcken von hinten stabilisiert haben. Ab und zu spuckt ein Schlauch über der Wand Wasser zurück in die Elbe.

Schiff Höhe Brühlsche TerrasseBlick von Brühlscher Terrasse auf SchiffsanlegerSchiffsanleger bei Hochwasser

Katastrophe und Kunst – Hochwassersituation rund um den Theaterplatz

Auf dem Theaterplatz herrscht reges Treiben auf der einen Seite, auf der anderen Seite schützen die nach der Flut 2002 gebauten Schutzwände den Platz vor einer erneuten Überschwemmung. Das rege Treiben auf dem Theaterplatz gilt dem Konzert von David Garrett am 8. Juni in Dresden. So unmittelbar können Kunst, Kommerz und Katastrophe neben einander liegen. Ich würde mich freuen, wenn die Kämpfer gegen die Flut von der Kunst profitieren können! Auf dem Theaterkahn wird die Kunst noch eine Weile warten müssen, bevor Sie dort wieder einziehen kann. Die Semperoper kann man trockenen Fußes erreichen, auf der Rückseite ist Sie von riesigen mobilen Schutzeinrichtungen (sehen aus wie sehr große mit Sand gefüllte Behältnisse) vor Elbwasser geschützt. Die ausfahrbaren Schutzwände am Kongresszentrum leisten auch gute Arbeit. Landtag, Maritim Hotel und Kongresscenter liegen wie auf einer Halbinsel auf dem Trockenen. Auch hier greift der Flutschutz.

Flutschutz am TheaterplatzAugustusbrücke mit TheaterkahnElbehochwasser Höhe Landtag

Tiefgarage mit FlutschutzGeländer mit WasserspielGrüne Oase im Hochwasser

Hochwasser am Blauen Wunder

Ganz anders sieht es am Blauen Wunder aus. Bei allen Gaststätten und Biergärten ist schon seit Tagen Land unter. Bis vor zwei Tagen hatten die Mitarbeiter des Schillergartens mit vielen Helfern und noch mehr Sandsäcken versucht, das Wasser vom Inneren des Hauses fernzuhalten. Leider war das vergebens. Dort steht das Wasser in den Gasträumen und der beliebte, große Biergarten ist geflutet. Auch gegenüber in der Villa Marie steht das Wasser im Erdgeschoss und die Bäume spiegeln sich im Elbwasser. Auf der anderen Elbseite sieht es nicht besser aus. Auch Frau Kleinert und Ihr Partner, die mir völlig erschöpft mit Gummistiefeln und Gummihose entgegen kommen, gelangen nur noch mit einem Schlauchboot zu Ihrem Spezialitäten-Geschäft. Wo im Sommer reger Biergartenbetrieb herrscht, schauen die Lichterketten vom Demnitz Elbegarten gerade noch aus dem Elbwasser.

Hochwasser am SchillergartenAnleger im Hochwasser am Blauen WunderFenster Villa Marie

03.06.13-18Uhr Schillergarten Wintergarten05.06.13-18Uhr Schillergarten Wintergarten06.06.13-13Uhr Schillergarten Wintergarten

Mehr Raum für die „Entfaltung unserer Flüsse“!?

Schaurig, schöne Bilder ergeben sich an solch einem Tag. Zum Glück regnet es wenigstens nicht mehr.

Die Natur ist immer stärker als wir Menschen und offensichtlich kommt eine Jahrhundertflut doch häufiger als alle 100 Jahre. Damit sollten wir lernen umzugehen und einige geplante Bauvorhaben an unseren Flüssen erneut kritisch prüfen. Unsere Vorfahren haben mit Flutrinnen, Flussauen und ausreichend unbebauter Fläche unseren Flüssen viel mehr Raum gelassen. Nun holen sich diesen die Flüsse regelmäßig wieder zurück. Vielleicht sollten wir ihrem Drängen an einigen Stellen nachgeben. Nicht nur wir Menschen brauchen Raum, um uns zu entfalten, unsere Flüsse genauso. Wir können auch nicht überall solche Flutmauern bauen, wie in Dresden zwischen Brühlscher Terrasse und Kongresscenter.

Was meinen Sie:

Wie sollten wir mit unseren Flüssen und dem Hochwasser umgehen?

Wie sollte Stadtplanung und Landplanung zukünftig aussehen?

Biergarten mit Lampenüberflutete AmpelnElbe im Garten

 

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