Von itti, 19. April 2017

Was ist dran am Tesla-Hype – Wir sind Probe gefahren

Tesla S - Die Probefahrt

Wenn sich 2,5 Tonnen Gewicht in weniger als 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h bringen lassen, geht man mit Respekt zur Sache. Doch den hat uns das 100 000 Euro Gefährt, das in Dresdens Altstadt für uns bereit stand, ohne hin schon eingeflößt. Und so beschleunigte Birgit auf der Landstraße nach Moritzburg den Tesla S anfangs auch nur zögerlich. Nur Mut, Birgit tritt drauf, der voll-elektrische Antrieb zieht an und es drückt uns ordentlich in den Sitz. Der Vortrieb kann sich sehen lassen. „Das ist auch für viele unserer Kunden eines der wichtigsten Kaufargumente“, erklärt Tobias Hoffmann.

Tesla S weiss vor Taschenbergpalais

Tesla S – Highlights

Möglich macht diese bullige Kraft der Dual Motor Allradantrieb mit je einem Motor an der Vorder- und Hinterachse. Die Steuerung erfolgt digital und daher wesentlich direkter und präziser als bei einer mechanischen Kraftübertragung. Allerdings wird bei 250 km/h gedrosselt. Daran ändern auch die regelmäßigen Software-Updates nichts. Dabei bleibt der Tesla super leise – Flüsterleise. Alles, was man hört, sind die Reifen auf dem Asphalt. Überlegungen in Richtung einer künstlichen Geräuschakustik, um auf der Straße nicht „übersehen“ zu werden, ergaben bei Tesla ein klares ‚Nein‘. „Im Gegenteil, ich sehe es als klaren Vorteil. Denn man fährt selbst einfach rücksichtsvoller. Und bisher habe ich noch keine negativen Erfahrungen gemacht“, so Tobias Hoffmann.

Tesla S LampendesignDoch noch mal zurück auf Anfang. Was bewegt die beiden Ökoschreiberlinge von Livona, ein teures Luxusauto, wie den Tesla zu fahren: Einfache Antwort – Wir beobachten schon lange mit großem Interesse die Entwicklung der Elektromobilität. Nachdem wir schon vor einigen Jahren die Ideen von Nissan näher angeschaut haben und uns aktuell mit den vor unserer Haustür stattfindenden Ambitionen von VW beschäftigen, faszinieren uns die Angebote der Kalifornier. Und natürlich fragen wir uns: Warum ist Tesla, trotz einiger Negativschlagzeilen, gerade jetzt so Image trächtig unterwegs, oder kurz gefragt: Warum ist Telsa ‚der heiße Scheiß‘ bei einer neuen Gruppe von jüngeren Gutverdienern? Man fühlt sich etwas an den Apple-Hype erinnert – spätestens seit der Ankündigung des bezahlbaren Massenmarktmodells, dem Tesla 3 – lassen auch wir uns anstecken. Eine Probefahrt ist schnell und unkompliziert vereinbart und das obwohl es noch keine Niederlassungen in Ostdeutschland gibt. „Ich hoffe aber, dass es Ende 2017 erste Stores in Leipzig und Dresden geben wird.

Tesla S – Praxistest

Und so werden wir vom „Vertreter des kleinsten Autohauses der Welt“, der für uns extra aus Leipzig kommt und eine Stunde Zeit mitbringt, am Dresdner Schloss eingesammelt. Wir steigen ein. Das funktioniert schlüssellos. Eine Miniaturausgabe des Autos, den die Sensoren orten, in der Hosentasche genügt. Das Elektroauto ist fahrbereit, wenn der Fahrer Platz genommen hat. Die Optik im Inneren beeindruckt.

Das Cockpit des Tesla S liefert über einen 17-Zoll-Touchscreen, der die Schaltzentrale und das Infozentrum mit Internetzugang ist, sensationellen Klang über das Audiosystem mit Spotify-Account und Datenflatrate. Über die Schaltzentrale in der Mitte öffnet sich auch das Panorama-Glasdach und natürlich gewährt es Zugriff auf Funktionen und Fahrzeugdaten, zeigt die Bilder der Rückfahrkamera, Klimaanlagensteuerung, Innenraum-Steuerfunktionen und Vieles mehr. Da spart man sich fast den Blick auf die klassischen – digitalen – Tachoanzeigen hinten dem Lenkrad.

Auch beeindruckend: Der Kofferraum ist riesig. Dazu kommt noch der Frontstauraum unter der „Motorhaube“. Vollgepackt, mit umgeklappten Rücksitzen, kommt man auf satte 894 Liter Stauraum.

Tesla S KofferraumDas Knackpunkt ist die Reichweite. Die ist abhängig vom Wetter, der Außentemperatur, der Straßenbeschaffenheit und natürlich vom Bleifuß des Fahrers. Unter Idealbedingungen sind 500 Kilometer drin.

4000 Tesla sind seit der Markteinführung vor vier Jahren auf deutschen Straßen unterwegs. Doch auch wenn die Modelle bereits die Hardware für autonomes Fahren besitzen, d.h. das Auto theoretisch in der Lage ist, selbstständig zu fahren und einzuparken: auf die Zulassung dieser Technologie werden wir hierzulande noch einige Zeit warten müssen. Tobias Hoffmann rechnet frühestens in zwei Jahren damit.

Tesla Model 3

Der 3er Tesla, die Herstellung soll Mitte 2017 beginnen, wird 6 Sekunden von Null auf 100 brauchen. Bei der Reichweite sollen 350 Kilometer drin sein. „Klar kommt immer wieder das Argument, dass diese nicht ausreiche, um in den Urlaub zu fahren“ erzählt Tobias Hoffmann. Doch Hand auf Herz, über 90 Prozent aller Autofahrten, die man unternimmt, sind kürzer als 50 Kilometer. Jede zweite Autofahrt ist kürzer als 5 Kilometer, das ist statistisch verbrieft. Wer seinen Tesla, wenn er nachts steht, immer ans Stromnetzt anschließt, wird nie einen leeren Akku haben. Wer länger unterwegs ist, findet inzwischen ein recht gut ausgebautes Netz an Ladestationen vor, die der Tesla natürlich auf Knopfdruck anbietet. Ein wenig Planung ist natürlich von Nöten – ein geringer Aufwand – so scheint uns.

Wer vorbestellen möchte, kann das bereits tun. Rund 400 000 Menschen weltweit haben das bereits getan. Beim Preis spielt der Tesla 3 in der Klasse ähnlicher eAutos mit. Etwa 40 000 Euro soll der Tesla 3 kosten. Das ist immer noch viel Geld. Doch die Zukunft, davon sind wir überzeugt, gehört den Elektroautos, die einen wesentlichen Beitrag leisten werden, Geräusch- und Feinstaubemissionen in den Ballungszentren drastisch zu reduzieren. Wir sind guter Dinge, dass auch noch für den Ressourcen-Vernichter ‚Akkutechnologie‘ Alternativen gefunden werden.

Ein paar Fragen blieben noch offen, deshalb hier noch eine Ergänzung:

Werden die Tesla Ladestationen mit Öko-Strom gespeist?

Ja, alle Supercharger in Deutschland werden mit zertifiziertem Ökostrom versorgt.

Was passiert, wenn die Elektronik teilweise oder ganz ausfällt? Kann man dann den Tesla in einem „abgesicherten Modus“ noch nach Hause oder in eine Werkstatt fahren?

Nein, das Fahrzeug kann nicht in einem abgesicherten Modus bewegt werden, jedoch gibt es ähnlich wie bei einem Computer eine Tastenkombination für einen Re-Boot – oder unsere Servicehotline hilft 24h rund um die Uhr, und kann notfalls auf das Fahrzeug zugreifen.

Wie sicher ist der elektronische Schlüssel gegen Hackerangriffe?

Wie alle elektronischen Mechanismen, ist auch dieser einem Hackerangriff nicht zu 100% gesichert – jedoch werden bei uns Sicherheitslücken permanent überprüft und in regelmäßigen Abständen geschlossen und über Updates auf die Fahrzeuge gespielt.

Wie wirkt sich die Temperatur im Winter z.B. -20 °C auf die Kapazität der Batterie aus?

Die Leistungsfähigkeit der Batterie lässt unter Extremtemperaturen leicht nach, was nach Aussage von skandinavischen Kunden zu einem Reichweitenverlust zwischen 40-60 km pro Ladezyklus führt, bedeutet also je nach Fahrweise zwischen 10-20%.

2 Antworten auf Was ist dran am Tesla-Hype – Wir sind Probe gefahren

  1. Heidrun sagt:

    Zunächst Dankeschön für den Test, die Auswertung. Den elektrogefütteren Fahrzeuge gebe ich persönlich wenig Raum in der Zukunft. Und bei den Anschaffungskosten, Unterhalt und Reichweite… nein, ? das kann es nicht sein. Utopie und nicht alltagstauglich! Ist mein Fazit.

    So bleibt die Elektroschiene der Autos für eine betuchte Avantgarde etwas, für den Normalverdiener müssen (!) Alternativen angeboten werden. Wir fahren übrigens das zweite Gas-Auto und sind – nach überstandenen Anlaufschwierigkeiten – überzeugt.

    Sonnige Grüßle aus Augsburg, Heidrun

    • Birgit sagt:

      Ob das E-Auto die ultimative Lösung für das Autofahren der Zukunft ist, weiß ich auch nicht. Gas ist sicher auch interessant. Bin mal mitgefahren, da gab es noch das Problem recht weniger Tankstellen. Ist das jetzt besser?

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