Von itti, 28. November 2013

Geschafft – aber wie? Kunststofffrei Einkaufen

Meine Wette (100 Euro wenn ich es nicht schaffe!) habe ich gewonnen, aber so richtig glücklich bin ich mit meinem Erfolg nicht, auch wenn kaum Müll für die gelbe Tonne anfiel. Viele Dinge brauchte ich in der vergangenen Woche nicht kaufen, weil sie noch ausreichend da waren. Ich brauchte z.B. keine Reinigungsmittel, Naturkosmetik oder Toilettenpapier. Hätte es hier Alternativen in einer kunststoffreien Verpackung gegeben?

Recycling Toilettenpapier in Folie

Klopapier-Rollen in Folie
Ganz schwach erinnerte ich mich, dass es von „Danke“ mal ein Toilettenpapier gab, das in Papier verpackt war. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass der Hygienestandard, der bei diesen Produkten Lebensmittelqualität hat, bei der Papierverpackung nicht gewährleistet werden konnte. Das Papier riss ein oder konnte bei entsprechender Witterung feucht werden, wenn es im Außenbereichen gelagert wurde. Somit stellte man die Verpackung wieder auf Folie um. Die im Moment verfügbaren, kompostierbaren Folienverpackungen entsprechen nicht dem geforderten Hygienestandard. So die Aussage beim Kundenservice.

Ökologische Reinigungsmittel in PE-Kunststoff

ökologische Wasch- und HilfsmittelUnsere Reinigungsmittel kaufen wir bevorzugt von sonett, einem der Pioniere bei der Entwicklung von ökologischen Wasch- und Reinigungsmitteln. Vergangene Woche habe ich auf den Kauf verzichtet, da alle sonett-Produkte (von anderen Herstellern auch) in Kunststoff angeboten werden. Mein Telefonat mit dem Unternehmen führte mich zu Herrn Wolf, von ihm wollte ich nun wissen, warum? Natürlich seien umweltverträgliche Verpackungen für sonett ein wichtiges Thema mit einem ganzheitlichen Ansatz. So wurden dem Unternehmen, aus Deggenhausen in der Nähe vom Bodensee, Kunststoffverpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen angeboten, die u.a. Zuckerrohralkohol enthielten. Das Zuckerrohr wurde in Brasilen unter Verwendung von Pestiziden und möglicherweise Gentechnik angebaut. Große Flächen Regenwaldes wurden für die Monokultur Zuckerrohr abgeholzt auf der viele Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten. Für Sonett sei das „Greenwashing“ und entspricht nicht der Unternehmensphilosophie.

Aktuell werden die Verpackungen aus PE-Kunststoff in Lebensmittelqualität, der 100 Prozent recycelt werden kann, hergestellt. Im Unternehmen wird viel Forschungsarbeit betrieben, um alternative Verpackungen zu finden, die für Inhaltsstoffe wie Alkohol und Tenside geeignet sind. Mit einem Entsorgungsunternehmen wird daran gearbeitet, einen recycelten Kunststoff in Lebensmittelqualität zu entwickeln. Glas ist aktuell keine Alternative, da der Transport und die Reinigung zu kostenintensiv sind und Glas in diesem Fall nicht wirklich ökologischer ist.

Naturkosmetik in Glas und Pappe

Glasflaschen und Pappkartons mit Naturkosmetik
Bei Naturkosmetik sieht es ähnlich aus. Vermeintlich geeignete alternative Verpackungen sind häufig zu teuer oder entsprechen nicht den Hygienestandards. Martina Gebhardt macht hier eine Ausnahme. Alle Produkte werden in Glastiegeln oder Flaschen angeboten bei denen nur der Deckel bzw. der Verschluss aus Kunststoff ist. Das Sortiment reicht von Gesichts- und Körperreinigungs- und Pflegeprodukten über spezielle Baby- und Schwangerschaftskosmetik bis zu Wellnessbädern und -ölen. Duschbad oder dekorative Kosmetik finden Sie bei Martina Gebhardt nicht, dafür sind alle Naturkosmetik-Produkte Demeter zertifiziert.

Wie bereits im Sommerurlaub benutzt, können Sie bei Duschbad und Haarwäsche auf Lavaerde in der Großpackung z.B. von Logona oder Rhassoul Mineralische Wascherde von alva zurückgreifen, die kommt dann ohne Kunststoff aus.

Plastikfrei Einkaufen und wie geht es weiter?

Das ist jetzt die Frage :)! Sagen wir mal so – das ganze Leben ist ein Kompromiss und jeder einzelne Schritt zu weniger Plastik zählt. Bei uns in der Familie wird es wie folgt aussehen:

In Karton und Metall verpackte Bio-LebensmittelPlastiktüten wollen wir komplett vermeiden, für die Müllentsorgung gibt es kompostierbare Beutel und zum Einkaufen geht es mit Korb, „Hackenporsche“ oder Stoffbeutel. Denn wie ein freundlicher, älterer Sachse kürzlich sagte: „Dor Sachse had immor sein Beudl dabei.“ Funktioniert auch bei Nicht-Sachsen!

– Beim Kauf von Lebensmitteln werden wir nach Möglichkeit noch häufiger auf Mehrwegverpackungen zurückgreifen.
– So gut es geht, werden Waren „lose“ mit nach Hause genommen.
– Flüssigseife im Plastikspender werden wir durch unverpackte Naturkosmetik-Seifenstücke ersetzen.
– Das Geschirr werden wir häufiger mal mit heißem Wasser ohne Spülmittel abwaschen.
– Dank meines Telefonates mit Herrn Wolf von sonett habe ich bei Reinigungsmitteln jetzt kein so schlechtes Gewissen mehr und als „Waschpulver“ verwenden wir schon lange Bio-Waschnüsse im Stoffbeutel.

Das ist doch mal ein Anfang! Oder? – Die Brötchen kommen natürlich nur noch in den mitgebrachten Stoffbeutel.

Viele informative Tipps finden Sie beim Weiterlesen.

Ach, was mir bei meinen Recherchen auffiel, es gibt doch eine Menge Menschen die versuchen, ohne oder mit weniger Kunststoff zu leben. Wir gehören jetzt dazu!

– Haben Sie es auch schon mal versucht – plastikfrei einkaufen?
– Wieviel Plastik gibt es in Ihrem Haushalt?
– Kann man wirklich noch ohne Plastik leben?

Ich freue mich über Ihre Kommentare.

14 Antworten auf Geschafft – aber wie? Kunststofffrei Einkaufen

  1. Trinkflasche sagt:

    Hallo,
    das ist ein super Beitrag, leider stimmt es nach wie vor, dass es beim Einkaufen recht schwer ist, unnötige Kunststoffverpackung zu vermeiden. Ich hoffe, dass sich in Zukunft mehr biologisch abbaubare Kunststoffe durchsetzen werden, welche die Umwelt weniger Belasten.
    Alltägliche Gegenstände wie z.B. Trinkflaschen oder auch Brotzeitboxen lassen sich sehr gut durch Edelstahl Produkte ersetzen. Ich baue derzeit eine Seite auf, welche sich unter anderem diesem Thema widmet.

  2. Lena sagt:

    Hallo Birgit,
    stimmt leider – deshalb kaufe ich im Internet nur die Produkte, die ich hier nicht bekomme. (ökologische Kleidung und die Zutaten zur Cremeherstellung bei der Firma Hinterauer. Diese verwenden Glasflaschen und Pappe – keine Plastikverpackungen.

  3. Lena sagt:

    Hallo,
    auch ich will nochmals auf die Problematik der Waschnüsse hinweisen. Hierzu folgender Artikel: https://regulatio.at/blogs/allgemeines/waschnuesse-vor-und-nachteile-sowie-heimische-gratis-alternative

    Ich stelle mein Waschmittel seit 2 Jahren selbst her. Dazu verwende ich die Wäscheseife von Savion (nur mit Papierbanderole verpackt). https://www.savion.de/Spezialseifen/Waesche-und-Pinselseifen/
    Rezept:
    2 Stück Wäscheseife, geraspelt
    1 Kernseife (enthält leider Palmöl) Alternative: andere Seife mit geringem Palmöl-Anteil, geraspelt
    1 TL Xanthan oder anderes Bindemittel
    mit 1 l heißem Wasser übergießen und mit Pürierstab mixen
    Bis zum nächsten Tag dickt es ein – erneut Wasser hinzufügen und mixen
    So lange wiederholen bis die Konsistenz ok ist
    Es reicht 1 Verschlusskappe für einen Waschgang

    Eine Bekannte hat mir erzählt, sie stellt ihr Waschmittel aus Seifenresten (die sie selbst siedet) und Waschsoda her.

    Hier gibt es weitere Rezepte für Waschmittel (u.a. Kastanien und Efeu):
    https://www.smarticular.net/?x=0&y=0&s=waschmittel+herstellen
    Auf oben genannter Seite gibt es noch unzählige wunderbare Tipps – es lohnt sich, den Newsletter zu bestellen.

    Ich kann folgenden Shop sehr empfehlen:
    https://www.hinterauer.info/shop/Waschsoda-Na2CO3-2500gr-im-Sack
    Dort gibt es biologische Lebensmittel, Zutaten zum Herstellen von Seifen, Hautcremes, Putzmittel etc. Die Produkte sind in Glasflaschen bzw Papiertüten verpackt und die Preise sind sehr gut und fair.

    Ich bin total happy, dass es „nur“ 10 km von uns entfernt jetzt einen Unverpacktladen gibt :-)))
    Außerdem haben wir einen wunderbaren Bioland-Hofladen ( vieles ist aus eigener Erzeugung – unverpackt), der von der Bruderhaus-Diakonie betrieben wird. Dort leben und arbeiten u.a. Behinderte. Dieser soziale Aspekt ist für mich auch eine Bereicherung.

    Bisher habe ich z.B. Haferflocken von der Firma Gehrsitz (Bayern) gekauft, weil diese in Papiertüten verpackt sind. Jetzt kaufe ich sie vom gleichen Hersteller im Unverpacktladen.

    Duschgel/Flüssigseife stelle ich auch selbst her. Funktioniert wie beim Waschmittel (mit der Soleseife von Savion und anderer biologischer Seife – muss leider Palmöl enthalten, weil es sonst nicht eindickt). Ich füge noch ein wenig pflanzliches Glycerin (Hinterauer) hinzu.

    Zahncreme und Hautcremes stelle ich auch selbst her und vermeide dadurch ebenfalls Plastikmüll.

    Falls jemand Näheres wissen will – bitte gerne melden. (Ich clicke an, dass ich per Mail benachrichtigt werden will)

    Viel Erfolg beim Vermeiden von Müll! Ich freue mich über jede/n, wer mitmacht, ein wenig unsere Welt zu retten 😉

    LG Lena

    • Birgit sagt:

      Hallo Lena,
      danke für deine interessanten Tipps. Leider ist der Einkauf im Internet auch meist mit mehr oder weniger viel Verpackung verbunden. 😉

  4. sasha sophie sagt:

    Hallo und vielen Dank für den tollen Blog.
    ich habe mich ebenso einem Selbstexperiment (40 Tage ohne Plastik) unterworfen, was teilweise eine große Herausforderung war. Ich finde es fantastisch, dass immer mehr Menschen die Augen dafür öffnen. Ich bin Stückautorin und Schauspielerin und in meinem neuesten Stück geht es um genau das Thema. ich würde mich freuen, wenn du dir meine Seite einmal anschaust und ggf likest 😉 Alles Gute und weiterhin viel Erfolg beim „plastikfrei“…!!!

    • Birgit sagt:

      Ich war gerade auf deiner Seite, die Stücke, die Du für Kinder schreibst, greifen wichtige Themen auf. Eine sehr interessante Arbeit macht Du da. 🙂 Sehr gespannt bin ich, wie dein neues Stück „Mila rettet das Müllmonster“ bei deinen Gästen ankommmt. Viel Erfolg auch für Dich.

  5. agi sagt:

    hallo 🙂

    ich habe auch kürzlich bio-waschnüsse gekauft und erst danach im internet recherchiert. leider fand ich mehr negatives, als positives…
    1. das abwasser soll eine hoche fischgiftigkeit haben (was für mich als veganerin ein no go ist).
    2. durch den weiten transport schlechter ökologischer fußabdruck
    3. durch die große nachfrage aus anderen ländern sind die preise dort dermaßen in die höhe geschossen, dass die menschen vor ort es sich nicht mehr leisten können und auf billige chemie zurückgreifen.
    4. es besteht die gefahr der ausbeutung der arbeiter.

    ich werde meine zu ende nutzen und nicht mehr kaufen. ich habe mir aber vorgenommen im herbst kastanien zu sammeln und versuchen damit zu waschen.

    lg agi

    • Birgit sagt:

      Deine Argumente sind berechtigt. Du musst auch bei Waschnüssen genau auf die Qualität schauen. Wenn du auf Bio-Qualität und fairen Handel achtest, bist du in der Regel auf der sicheren Seite.

  6. jasmin sagt:

    die waschnüsse sind keine gute alternative. dort, wo sie bisher genutzt wurden, steigen nun die preise dafür, die bevölkerung nimmt die dadurch günstigere chemiekeule ohne ein gescheites abwassersystem. machts also unterm strich alles noch viel schlimmer. mit efeu waschen ist da schon sehr viel mehr öko^^

  7. Bettina sagt:

    Zumindest für Berliner gibt es eine gute Möglichkeit Plastikfrei einzukaufen bei:http://original-unverpackt.de/
    Das ist ein kleiner Markt in Kreuzberg, in dem es nur unverpackte Waren gibt…
    Echt klasse

    • Birgit sagt:

      Wir haben das Projekt mit Freude verfolgt. Beim nächsten Berlin-Besuch werden wir auf jeden Fall einen Abstecher nach Kreuzberg machen.

  8. Michael sagt:

    Hallo,

    danke für die weiteren Denkanstösse. Ich möchte auch mehr und mehr versuchen, ohne Plastik aus zukommen. Brot wird z.B. nur noch selbst gebacken aus einer Fertigmischung in Papierverpackung.
    Nudeln kaufe ich auch nur noch in Kartons.
    Das mit den Waschnüssen war mir neu und ich werde die mal versuchen. Wo bekommt man diese denn zu kaufen?

    Gruß
    Michael

    • Birgit sagt:

      Im gut sortierten Bio-Laden, in Welt-Läden oder Fair-Trade-Läden gibt es die Waschnüsse zu kaufen. Bitte hier auch unbedingt auf die Qualität achten und nachfragen, unter welchen Bedingungen die Waschnüsse angebaut/gesammelt werden.

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